Patrick Proidl zählt zu den allerbesten Winzern Österreichs, das Weingut seiner Familie im Kremstal ist seit langem mit der Höchstwertung von 5 Kronen ausgezeichnet. Wie er im Weingarten arbeitet und warum er für 2023 auf einen genialen Jahrgang hofft, lesen Sie hier.

Vinaria: Riesling Steilheit 2022 war unter den besten Rieslingen. Woher kommt der Wein, woher der Name?

Patrick Proidl: Die Trauben kommen zu 100 % aus Steillagen, viel anderes findet man nicht in Senftenberg. Riesling Steilheit kommt konkret aus den Ersten Lagen Ehrenfels, Hochäcker, Pellingen und Pfeningberg. Das heißt, die ersten Selektionen der Lagen und die jüngeren Rebstöcke kommen direkt zur Steilheit.

 

Vinaria: 2022 war erst kühl, dann heiß und trocken, später nass. Wie hat sich das auf den Riesling ausgewirkt?

Patrick Proidl: 2022 war ein herausforderndes Jahr, speziell beim biologischen Pflanzenschutz. Nicht konsequent am Punkt gewesen zu sein, bedeutete Ertragsverluste und Qualitätseinbußen. Riesling gilt sowohl als Königin wie auch als Diva der Weißweinsorten. Während der Wachstumsphasen ist der Riesling wesentlich ausgeglichener und harmonischer als etwa der Grüne Veltliner. Er verträgt Trockenheit besser, kommt auch beim Pflanzenschutz und bei Nässe viel besser über die Runden. Durch die Steilhänge und die kargeren Böden ist das Wachstum sowie eingeschränkt und gleichmäßiger, der Wind trocknet schneller die Lagen und Böden dränagieren das Wasser besser – wenn sie richtig bearbeitet werden. Gefährlich wurde es bei der Ernte, da wird der Riesling dann zur Diva, wenn es um die Reife und Botrytis geht. Normalerweise sollten ja die Stöcke im Herbst das vegetative Wachstum einstellen und die Traubenreifung vorantreiben. 2022 wurde das Wasser ständig in die Trauben gepumpt, weil so viel vorhanden war. Konzentration erreichte man durch 2- bis 3-maliges Selektionieren, selbst bei den Einstiegsweinen. So flott wie 2022 haben wir noch niemals sämtliche Rieslinge geerntet.

 

Vinaria: Welche Rolle haben Laubarbeit, Selektion und Begrünung gespielt?

Patrick Proidl: Mit der Laubarbeit kommt man in diesen nass-wüchsigen Jahren kaum hinterher, für Riesling gar nicht so schlecht, denn umso später man den Stock belästigt, desto lockerbeeriger und weniger botrytisanfällig wird er. Selektion war mit Abstand der wichtigste Faktor, um Finesse, Tiefgang und Konzentration zu erreichen. Begrünungen nehmen viel Wasser auf, was in diesem Jahr von großem Vorteil war – sehr wichtig für den Boden, Lebewesen und Humusaufbau. Pflanzenschutz war seit 2016 nicht mehr so herausfordernd wie 2022.

 

Vinaria: Welchen Stellenwert hat Riesling in Ihrem Betrieb?

Patrick Proidl: Unsere Familie kam 1650 aus Bremen hierher, somit nehme ich an, dass Riesling in unserer DNA zu finden ist. Der Stellenwert ist sehr hoch, einerseits, weil wir persönlich Riesling für die genialste Traube halten und andererseits die Nachfrage nach sehr gutem Riesling steigt. Mittlerweile haben wir sieben Varianten, die jährlich in die Flasche kommen, allerdings kommen der Experimentierfreudigkeit halber immer wieder verrückte Vertreter in besonderen Jahren hervor wie zum Beispiel Proidl spricht Deutsch oder Ried Weintal.

 

Vinaria: Neuer Jahrgang, neues Glück – wie sieht es für den Jahrgang 2023 aus?

Patrick Proidl: Bis dato wirklich schön, im Frühjahr gab es ausgiebige Niederschläge, das dazu führte, dass frühe Peronospora-Infektionen sich zeigten. Der Pflanzenschutz war genauso konsequent zu halten, der Sommer wurde heiß, was wieder für Entspannung sorgte. Auffallend ist der häufige Wind, der zeitgleich mit der Hitze die Böden schneller austrocknen lässt und bei jungen oder gestressten Anlagen zu welken Blättern führt. Wo die Weingärten in Balance sind, kann 2023 – wenn das Wetter mitspielt – ein genialer Jahrgang werden. Die Natur und die Weingärten sind derzeit äußerst vital. Ein trockener, kühler Herbst wäre wünschenswert.

 

Topliste: Rieslinge 2022 aus Österreich (Auszug)

16,6 Weingut Schloss Gobelsburg 2022 Domäne Gobelsburg RI KA
16,5 Weingut Familie Proidl         2022 RI „Steilheit“ KR
16,4 Weingut Bründlmayer 2022 RI Kamptal Terrassen KA
16,3 Weingut Tom Dockner 2022 RI Parapluiberg TR
16,2 Weingut Schauer 2022 RI Kitzeck-Sausal SST
16,2 Weingut Topf 2022 RI Strass im Strassertal KA
16,1 Weingut Bannert 2022 RI Vom Urgestein Selektion NÖ
16,1 Weingut Barbara Öhlzelt 2022 Zöbinger RI KA
15,9 Weingut Schmelz 2022 RI Stein am Rain Federspiel WA
15,8 Weingut Tom Dockner 2022 RI Inzersdorf TR
15,7 Weingärtnerei Maximilian Aichinger 2022 RI Terrassen KA
15,7 Weingut Braun 2022 RI Ried Simbach WA
15,7 Weingut Schwarzböck 2022 RI Hagenbrunn NÖ
15,7 Weingut Steinschaden Schiltern 2022 RI Langenlois KA
15,6 Weingut Rixinger 2022 RI Ried Kalkofen Federspiel WA
15,6 Weingut Reinhard Topf 2022 RI Ried Gaisberg KA
15,5 Weingut Buchegger 2022 RI Gedersdorf KR
15,5 Weingut Josef Edlinger 2022 RI Mitanaund WA
15,5 Weingut Müller 2022 RI Ried Silberbichl KR
15,5 Weingut Sigl 2022 RI Federspiel WA
15,5 Weingut Steininger 2022 RI Langenlois KA
15,4 Gerhard Deim 2022 RI Schönberg KA
15,4 Domäne Wachau 2022 RI Ried Loibenberg Dürnstein Federspiel WA
15,4 Weingut Roman Gritsch 2022 RI Ried Setzberg Federspiel WA
15,4 Weingut Huber 2022 RI Getzersdorfer Engelsberg TR
15,4 Weingut Schmid 2022 RI Gobelsburg KA
15,4 Weingut Paul Stierschneider 2022 RI Terrassen Ried Loibenberg Federspiel WA

 

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