Das Versteckspiel der Kritiker der Lagenklassifizierung von Weinrieden, die sich um die Initiative „gluecklichelage.at“ scharen, hat ein Ende: die Organisatoren outeten sich zumindest teilweise und geben mit dem Kamptaler Winzer Alois Höllerer aus Engabrunn ihren Sprecher bekannt.

Zu Jahresbeginn – Vinaria berichtete mehrfach – hatte die Homepage gluecklichelage.at gehörig Staub aufgewirbelt mit der Ankündigung, die im Juni 2023 gesetzlich verordete Möglichkeit zu einer Lagenklassifizierung von österreichischen Weinrieden vor dem Verfassungsgerichtshof anzufechten. Tenor: Es könne nicht sein, dass es sich einige wenige richten und ihre Weingärten klassifizieren lassen, damit im Wert erheblich steigern und umgekehrt andere Weinriedenbesitzer schädigen. Von einer Wertvernichtung im Bereich von mehreren hundert Millionen Euro war seitens gluecklichelage.at die Rede.

Nun heißt es auf der Homepage: „Der Individualantrag zur Überprüfung der Regelungen betreffend Lagenklassifizierung ist nun fertig und wir werden uns in Kürze im persönlichen Gespräch bei unseren UnterstützerInnern melden. Als Sprecher des Gemeinschaftsprojekts wird Alois Höllerer vom Weingut Höllerer in Engabrunn auftreten.“

Streitbarer Winzer ist das Gesicht von gluecklichelage.at

Alois Höllerer ist somit das Gesicht der bislang anonymen Winzergruppe, die gegen die geplante Klassifikation klagen will. Damit ist auch das monatelange Rätselraten um die Verantwortlichen hinter der Website gluecklichelage.at zu Ende. Angenommen darf werden, dass Alois Höllerer wohl auch die treibende Kraft hinter dem Vorhaben war und ist.

Wie viele Interessenten sich bisher bei der Initiative gemeldet haben, bleibt weiter im Dunkeln. Schon seit Jänner wurde auf der Homepage um Unterstützer und deren Kontaktaufnahme geworben. Eine allzu große Anzahl dürfte es nicht sein, sonst wäre die zitierte Ankündigung („…werden uns in Kürze im persönlichen Gespräch bei unseren UnterstützerInnern melden“) wohl etwas vermessen. Vinaria hat jedenfalls auf die schon im Jänner via Email geäußerte Bitte um Kontaktaufnahme keine substanzielle Antwort erhalten.

Parallelen zu Kamptal Klassik versus Kamptal DAC

Alois Höllerer, der seit 2010 das 23 Hektar große Weingut im Kamptal führt, das seine Familie seit rund 200 Jahren bewirtschaftet, ist ein durchaus erfolgreicher Winzer, der zuletzt einen seiner Weine im SALON Österreich Wein platzieren konnte. Er schloss nicht nur die Weinbauschule, sondern auch ein Betriebswirtschaftsstudium ab, seine Ehefrau Nicole kommt aus dem Tourismusmanagement. Höllerer ist auch führendes und streitbares Mitglied der privaten Markenvereinigung „Kamptal Klassik“, einem 1992 gegründeten Verein, dem 31 Weinbaubetriebe aus dem Kamptal angehören.

Kamptal Klassik (K&Khat sich bereits vor Jahrzehnten am Regionalen Weinkomitee Kamptal und der Herkunft Kamptal DAC gerieben und auch versucht, diese juristisch zu bekämpfen. Die Argumente damals klangen nicht unähnlich jenen, die „gluecklichelage.at“ nun strapaziert. Juristisch ist K&K zwar gescheitert, aber vor 10 bis 15 Jahren haben die Grabenkämpfe zu einer Zerreißprobe unter den Kamptaler Winzern geführt. Die Marke Kamptal Klassik gibt es zwar noch immer, die Marktbedeutung beschränkt sich aber auf die Mitgliedsbetriebe. Heute zählt das Regionale Weinkomitee Kamptal 238 Mitgliedsbetriebe, die Kamptal Klassik 31.

Hier Kommt auch Alois Höllerers Mutter ins Spiel, eine einst engagierte Bauernpolitikerin der ÖVP, die es bis zur Landesbäuerin und Nationalratsabgeordneten (2002-2013) brachte. Die Querelen um Kamptal Klassik führten schließlich dazu, dass sie 2013 auf eine neuerliche Kandidatur für den Nationalrat verzichten musste.

Stimmung gegen ÖTW, STK und Regionale Komitees

Auf der Website gluecklichelage.at wird seit Ende 2023 Stimmung gegen die gesetzlich verankerte Möglichkeit gemacht, Weinrieden als Erste und Große Lagen zu klassifizieren. Vor allem private Winzervereinigungen – in erster Linie etwa die Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW), die Steirischen Terroir- und Klassikweingüter (STK) und die Eruptionswinzer – befinden sich im Fadenkreuz der Akteure. Letztlich aber auch all jene Regionalen Weinkomitees, die schon demnächst um Klassifizierungen ansuchen werden. Das Kremstal und das Kamptal sind mit ihren Vorbereitungen dazu am weitesten.

Um eine Lage klassifizieren lassen zu können, müssen vom jeweiligen Regionalen Weinkomitee Nachweise erbracht werden zur historischen Bedeutung der Riede, zur Homogenität in Bezug auf Boden, Geologie, Klima und Exposition, Angaben zu Vermarktungsmenge und erzielten Umsätzen der Riedenweine sowie zu nationalen und internationalen Weinbewertungen; diese müssen beim Landwirtschaftsministerium eingereicht werden.