Sekt gehört (noch) zu den Nischenprodukten der steirischen Winzer. Dabei hat die Grüne Mark beste Voraussetzungen, um erstklassige Schaumweine zu keltern. Vinaria verkostete eine beachtenswerte Auswahl.

Weingut Hirschmugl Domäne am Seggauberg auf dem Siegerpodest mit einem eleganten Rosé-Sekt. © Schneebauer Photography

Gemeinsam mit Wein Steiermark hat Vinaria zu einer Degustation von Schaumweinen mit zweiter Gärung eingeladen. Bemerkenswerte Sekte von großer Klasse waren ebenso vertreten wie Schaumstoff, der „bloß“ den Anspruch erhebt, Spaß zu machen.

Weinbauern, die ausschließlich Sekt herstellen, gibt es so gut wie gar nicht. Das bedeutet, dass zugunsten gehaltvoller Stillweine vergleichsweise frühe Lesedurchgänge möglich sind, um frische Trauben mit wenig bis moderatem Alkohol für die Schaumweinproduktion zu ernten.

Natürliche Perlen

Das österreichische Weinrecht unterscheidet zwischen „Schaumwein“ und „Schaumwein mit zugesetzter Kohlensäure“. Ersterer ist in rechtlichem Sinn ein Erzeugnis, das durch erste oder zweite alkoholische Gärung von frischen Weintrauben, Traubenmost oder Wein gewonnen wird. Das beim Öffnen des Behältnisses entweichende Kohlendioxid darf ausschließlich aus der Gärung stammen. Nur solche Sekte waren für die Verkostung zugelassen.

Verschiedene Herstellungsverfahren

Zur Herstellung von Schaumwein mit natürlicher Kohlensäure gibt es verschiedene Verfahren. Bei der Méthode Charmat (Tankgärungsverfahren), dem Transvasierverfahren (Flaschengärung mit Nachbehandlung im Tank) und der Méthode Traditionnelle entsteht die Kohlensäure durch eine zweite Gärung. Letztere wird auch in der Champagne angewendet und dort als Méthode Champenoise bezeichnet.

Geschützte Ursprungsbezeichnung

Die höchste österreichische Schaumweinkategorie „Sekt g.U.“ wurde 2016 per Verordnung eingeführt. Die Basis der Sektpyramide nennt sich Klassik. Die Trauben müssen aus einem einzigen Bundesland stammen, alle Methoden zur Erzeugung natürlicher Kohlensäure sind erlaubt, der Wein muss mindestens neun Monate auf der Hefe liegen. Für einen Sekt g.U. Reserve müssen die Trauben händisch gelesen werden, und es bedarf einer Flaschengärung von mindestens 18 Monaten. Die Spitze stellen die Großen Reserven dar. Die Trauben müssen aus einer einzigen Gemeinde stammen, und die Flaschengärung darf nicht weniger als 30 Monate dauern.

Souveräner Sieg für Stefan Langmann

Unangefochtener Sieger der Vinaria Verkostung ist die 2017er Große Reserve Extrabrut von Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz in der Weststeiermark. Dieser Schaumwein zeigt markante Hefenoten, welche auf die Autolyse, also die Zersetzung der Hefen, zurückzuführen sind. Obwohl aus Sauvignon Blanc und Weißburgunder komponiert, erinnert dieser salzige und knochentrockene Sekt an Champagner von der Côte des Blancs.

Der zweitplatzierte Sekt punktet mit Eleganz und zarten, rotbeerigen Noten. Es handelt sich um den Decto Rosso Brut Rosé Reserve g.U. vom Weingut Hirschmugl – Domäne am Seggauberg bei Leibnitz. Der Dritte auf dem Siegerpodest ist der Sauvignon Blanc Brut von Walter Skoff, der trotz seiner 13 Prozent Alkohol nicht eine Spur überladen wirkt.

Dreimal vier Sterne

Vier Sterne, das heißt mindestens 16,5 Punkte, erhielten drei weitere Schaumweine. Das Weingut Frühwirth aus dem Vulkanland Steiermark wusste mit dem eleganten, feingliedrigen und fruchtbetonten Blanc de Blancs zu überzeugen, er war uns 16,6 Punkte wert. Gleich benotet wurde der Silberberg brut Reserve des Landesweingutes Silberberg, ein wertiger Sekt mit exotischem Touch, der Trinkspaß bereitet, ohne auch nur in die Nähe von Oberflächlichkeit abzugleiten. Ganz knapp dahinter landete der 1860 Brut Blanc von Stefan Potzinger, ein dunkel getönter, wertiger Sekt.

Weitere prickelnde Empfehlungen

Fünf Qualitätsschaumweine erreichten 16,1 Punkte. Ihnen allen gemeinsam sind Sortentypizität und Trinkfluss. Es sind dies der Welschriesling Brut von Erzherzog Johann Weine in Ehrenhausen, der Gelbe Muskateller Brut von Stefan Krispel aus Hof bei Straden im Vulkanland Steiermark, der dunkel getönte und ausgesprochen individuelle Schilcher Sekt Engelweingarten Alte Reben des Weinguts Reiterer aus der Weststeiermark, Peter Skoffs Sekt Brut, gekeltert aus Sauvignon Blanc, sowie der feingliedrige, rieslinghafte Muskateller Sekt von Erwin Tschermonegg aus Glanz an der Südsteirischen Weinstraße. Mit 16,0 Punkten wurde Stefan Potzingers ernsthafter und fein gehaltener Extra Brut aus Sauvignon Blanc bewertet.

 

Topliste Steirische Sekte

17,5 Weingut Langmann Lex 2017 Extra Brut Große Reserve
16,8 Weingut Hirschmugl – Domäne am Seggauberg Decto Rosso Brut Rosé g.U.
16,7 Weingut Skoff Original – Walter Skoff Sauvignon Blanc Brut
16,6 Weingut Frühwirth – Eruption           2020 Blanc de Blancs – Sekt
16,6 Landesweingut Silberberg      Silberberg brut Reserve
16,5 Weingut Potzinger    1860 Brut Blanc

 

Abo bestellen - Die gesamte Reportage mit allen Kostnotizen und Bewertungen, Toplisten und Interviews finden Sie in der Ausgabe Vinaria 08/2023. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 69,00 (EU-Ausland € 89,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.

Stefan Langmann © Anna Stöcher
Alexander Scherübl, Kellermeister vom Weingut Hirschmugl. © Weingut Hirschmugl
Mit Sauvignon-Sekt auf Platz 3: Walter Skoff und seine Eva. © Weingut SKOFF ORIGINAL
Lisa und Fritz Frühwirth schickten einen feingliedrigen Blanc de Blancs ins Rennen. © Weingut Frühwirth
Damaliger Kellermeister Klaus Fischer zeichnete für den wertigen Silberberg brut Reserve verantwortlich. © APRESVINO.AT
Stefan Potzinger weiß auch mit Perlen umzugehen. © Weingut Potzinger