Der Personalmangel quer durch die Branchen, speziell aber in Gastronomie und Tourismus, ist kein österreichisches, sondern zumindest ein mitteleuropäisches Phänomen. Auch in der Schweiz, obwohl dort die Einstiegsgegehälter für Fachkräfte bei 4.300 Euro pro Monate beginnen.

Das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis ist der Berufsausweis für Berufslernende nach erfolgreichem Abschluss einer drei- oder vierjährigen Lehre in der Schweiz. Dieses entspricht der Lehrabschluss- beziehungsweise in etwa der Gesellenprüfung der österreichischen Berufsausbildung. Dass Schweizer Gehälter mit österreichischen nicht 1:1 vergleichbar sind, liegt an den deutlich höheren Lebenshaltungs- und vor allem Wohnungskosten in der Schweiz.

Aber immerhin: wenn also ein gelernter Koch, Kellner oder Tourismuskaufmann seine Lehre abgeschlossen hat und ins Berufsleben startet, kann er/sie in der Schweiz mit einem Mindest-Bruttogehalt von 4.500 Franken (4.300 Euro) rechnen, 13 Mal im Jahr. Dass diese Mindestgehälter bei guter Eignung und in guten Betrieben rasch überzahlt werden, damit dürfen die Mitarbeiter auch in der Schweiz rechnen. Dennoch ist das Personalproblem kaum kleiner als in Österreich.

Der Präsident der Vereinigung HotellerieSuisse, Andreas Züllig, nahm dazu in einem Interview mit der deutschen Fachzeitschrift „ahgz“ Stellung. Dieses fand im Vorfeld des Deutschen Hotelkongresses statt, bei dem Andreas Züllig gemeinsam mit Otto Lindner (Vorsitzender Hotelverband Deutschland) und Walter Veit (Präsident Österreichische Hoteliervereinigung) auf dem Podium über aktuelle Fragen diskutieren wird. - Vinaria bringt einen Auszug:

Ein großes Thema ist der Arbeitsmarkt. Wie ist die Situation in der Schweiz? 

Andreas Züllig: „Die Zahl der Eintritte im Ausbildungsfeld Gastgewerbe und Catering ist in der Schweiz in den letzten 11 Jahren um 25 Prozent gesunken. Über alle Ausbildungsfelder blieb die Zahl der Eintritte einigermaßen stabil. Die Zahlen zeigen also, dass es für Betriebe im Gastgebewerbe und Catering schwieriger geworden ist, Lehrstellen zu besetzen.“

Dabei ist die Bezahlung in der Schweiz deutlich besser als in Österreich oder in Deutschland. Wieviel verdient eine Hotelfachkraft?  

Andreas Züllig: „In einem Arbeitnehmermarkt mit Fachkräftemangel bestimmt der Markt die Löhne. Der Einstiegslohn für Mitarbeiter mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis beträgt brutto immer noch rund 4500 Schweizer Franken mal 13 Monatsgehälter.“

Sind die Hotelmärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein sich ergänzendes Verbundnetz oder eher Konkurrenten, die um dieselbe Klientel kämpfen? 

Andreas Züllig: „Grundsätzlich bearbeitetet jedes Land und jede Region die passenden Kundensegmente und Märkte für sich. Ein Verbund in internationalen Märkten könnte ich mir aber zum Beispiel für den Alpenbogen gut vorstellen.“