Frucht ist Trumpf: Hohe Reife und überwiegend schönes Herbst- und damit Erntewetter weckten hohe Erwartungen in den Rotweinjahrgang 2023. Völlig zu Recht, wie die große Vinaria Verkostung ergab. Die besten Rotweine bestechen mit reichlich Frucht und festem Rückgrat.
Gerade in wirtschaftlich nicht gänzlich vertrauenserweckenden Zeiten wird auf Preiswürdigkeit verstärkt geschaut – so auch im Weinbereich. Für die besonders beliebte Vinaria Verkostung zum Thema preiswerte Rotweine liegt diese Grenze seit vielen Jahren bei zwölf Euro.
Dass die Basis und Mittelklasse auch für die allermeisten Betriebe große Bedeutung haben, ist unbestritten – unabhängig davon, ob es sich um ein berühmtes Weingut mit weitläufigem Händlernetz handelt oder einen auf Ab-Hof-Verkauf spezialisierten Weinbaubetrieb von überwiegend regionaler Bedeutung.
Spezieller Jahrgang mit Vorschuss-Lorbeeren
Wurde 2023 gerade im Rotweinbereich mit Vorschusslorbeeren bedacht, gab es doch wieder einmal einige witterungsbedingte Herausforderungen zu meistern. Das erste Jahresviertel war durch extrem warmes Wetter, Februar und März zudem von markanter Trockenheit geprägt. Ab Ende Juni und durch den ganzen Juli hindurch herrschten wüstenähnliche Temperaturen und Dürre, dafür war der sehr warme August von ein paar Regenphasen betroffen, die die Reife ankurbelten.
Die Hauptlese setzte früh ein und ging zügig voran. In Gebieten, in denen es hohen Peronospora-Druck gegeben hatte, musste penibel selektioniert werden, was sich auf die Erträge auswirkte. Die Zuckerreife schritt rasch voran, während die Säurewerte zurückgingen. Wichtig war es dennoch, die physiologische Reife der Trauben abzuwarten. Die bewiesene Geduld wurde durch das traumhafte Herbstwetter reichlich belohnt.
Jahrgang 2023 als Charakterstudie
Auf der Habenseite des Rotweinjahrgangs sind jedenfalls mehr als ausreichende Zuckerreife und animierende Fruchtaromen zu verbuchen, die den Weinen Charme und Harmonie verleihen, während sich das Tanningerüst in den gelungenen Weinen samtig einfügt, ohne es an Rückgrat missen zu lassen. Bei den Rebsorten hatten wieder die Bordeaux-Sorten einen sehr guten Auftritt, aber auch Zweigelt war stark und divers vertreten.
Als größeres Manko offenbarte sich jedoch bei der Verkostung bei einigen Weinen der Holzeinsatz. Das äußerte sich in jener Disharmonie, die speziell jene Gewächse aufwiesen, deren Erzieher in einem solchen Jahr auf übermäßigen Barrique- oder Chipseinsatz – allenfalls noch gepaart mit kräftigem Toasting – setzten.
Gelungene Spitze, breites Mittelfeld
Den Turbulenzen zum Trotz hat sich eine kleine Spitzengruppe herausgebildet, auf die ein breites Feld von Weinen der oberen Mittelklasse, also der Kategorie sehr gut, folgt. Auffallend ist, dass sich in der erweiterten Spitzengruppe überwiegend Betriebe finden, die bereits in den vergangenen Jahren wiederholt aufgezeigt haben.
Dabei handelt es sich mehrheitlich um Weingüter, die den Ab-Hof-Verkauf besonders forcieren, wodurch eine moderatere Kalkulation möglich ist. Mit dabei sind zudem ein paar große Namen wie Gesellmann, Grassl, Markowitsch, Taferner, Artner und Gisperg, die mit ihren hochwertigen Weinen aus dem Basis- oder Mittelsegment punkten.
Beim Siegerwein kann man kaum mehr von Überraschung sprechen, sind doch die Erzeuger des 2023er Cabernet Sauvignon Alter Satz die Brüder Christian und Michael Ettl aus Podersdorf, die in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Siege und hohe Platzierungen bei unserer Verkostung Rotweine bis zwölf Euro eingefahren haben.
Durchbruch für PiWi-Sorte Roesler
Dabei lag das Spitzentrio so nahe beieinander wie selten zuvor. Fast-Sieger waren zwei komplett unterschiedliche Weine: einerseits der volle, klassische Rubin Carnuntum Zweigelt von Lukas Markowitsch aus Göttlesbrunn, andererseits der in jeder Hinsicht tiefdunkle Vertreter von Edwin Weber aus Lutzmannsburg – ein bemerkenswert saftiger wie strukturierter Rotwein aus der heimischen PiWi-Sorte Roesler.
Die Plätze dahinter waren ebenfalls heiß umkämpft. Mit Merlot kam die zweite Hauptsorte aus Bordeaux gleich zweimal zu Ehren: Das Bio-Weingut Ettl landete den zweiten Coup mit Merlot Praedium, ganz knapp vor Markus Iros Gabarinza-Merlot und Albert Gesellmanns würzig-fruchtigem Zweigelt.
Carnuntum-Star Philipp Grassl platzierte seinen Rubin Carnuntum einen Hauch dahinter, gefolgt von Markus Iros Special Blend. Ab dann war es noch enger. Neben weiteren Weinen der bereits genannten Preis-Leistungs-Stars beeindruckten das Bio-Weingut Schreiner aus Rust, Die Schwertführerinnen aus Sooß, das Weinviertler Bioweingut Pröglhöf sowie Martin Reinfeld aus Schützen.
Topliste Gesamt: Rotweine 2023 aus Österreich bis 12 Euro
16,7 | Bio-Weingut Ettl | 2023 Cabernet Sauvignon Ried Alter Satz BG |
16,6 | Weinbau Edwin Weber | 2023 Roesler Classic BG |
16,6 | Weingut Lukas Markowitsch | 2023 Rubin Carnuntum CA |
16,5 | Bio-Weingut Ettl | 2023 Merlot Prädium BG |
16,4 | Markus Iro | 2023 Merlot Ried Gabarinza BG |
16,4 | Weingut Gesellmann | 2023 Zweigelt BG |
16,3 | Weingut Philipp Grassl | 2023 Zweigelt Rubin Carnuntum CA |
16,2 | Markus Iro | 2023 Special Blend BG |
16,1 | Bioweingut Schreiner | 2023 Blaufränkisch Rhodolith BG |
16,1 | Markus Iro | 2023 Cabernet Franc Heideboden BG |
16,1 | Bio-Weingut Ettl | 2023 Heideboden (ZW/BF/ME) BG |
16,1 | Weingut Gesellmann | 2023 zb (BF/ZW) BG |
16,1 | Weingut Lukas Markowitsch | 2023 Roter Baron (ZW/ME) CA |
16,1 | Die Schwertführerinnen | 2023 Undercover (ZW/ME/RÖ) NÖ |
16,1 | Bioweingut Pröglhöf | 2023 Blauer Zweigelt NÖ |
16,0 | Weingut Martin Reinfeld | 2023 Syrah Ried Seeberg BG |
15,9 | Weingut Dungel | 2023 Merlot Reserve |
15,9 | Weinhaus Haiden | 2023 Cabernet Franc vom Schiefer |
15,9 | Weingut Schlager | 2023 Merlot Exclusiv |
15,9 | Weingut Taferner | 2023 Carnuntum Cuvée |
15,9 | Weingut Johann Gisperg | 2023 Zweigelt Tattendorf Exklusiv |
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