Eine diskrete Runde der Bundesländer-Tourismusorganisationen tagte in der Vorwoche in Salzburg. Dabei wurden die Weichen gestellt für eine Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich. 2,4 Millionen Euro aus Steuergeldern müssen die Landesorganisationen dafür locker machen.

Michelin Chef Gwendal Poullennec darf sich über Geldregen aus Österreich freuen. © Guide Michelin

Es ist zweifellos eine Gratwanderung: Gourmet-touristisch ist eine Österreichausgabe des Guide Michelin ein Ass im Ärmel der Touristiker. Ist doch der global gut verbreitete Führer nach wie vor ein Leitmedium, geht es um Restaurantbewertungen. Auch wenn der rote Führer mittlerweile in die Jahre gekommen ist und sich mit fast schon gewaltsamen Aktionen ein neues Image verpassen möchte.

Andererseits erscheint es mehr als problematisch, wenn für einen privatwirtschaftlich organisierten Restaurantführer 2,4 Millionen Euro an Steuergeldern ausgegeben werden, nur damit sich dieser der kleinen, feinen österreichischen Gourmetlandschaft widmet. „Stimmt so nicht!“, tönt es von Bundes- und Landesseite. Einen Teil des Betrages sollen nämlich kommerzielle Sponsoren und Marketingpartner stemmen.

Von den flächendeckenden Gastronomie-Großhändlern ist hier etwa die Rede, beispielsweise Transgourmet und Metro. Als sicher angenommen werden darf, dass staatsnahe Institutionen an der Finanzierung des Michelin Comebacks mitzahlen werden müssen, etwa die AMA. Egal, schon in knapp einem Jahr soll es soweit sein, ein Guide Michelin Österreich 2024 erscheinen.

Michelin verabschiedete sich 2009, kommt 2024 zurück

Im Jahr 2009 ist die letzte Ausgabe des Guide Michelin Österreich erschienen. Seither werden nur die Städte Wien und Salzburg im Gemeinschaftsguide „Main Cities of Europe“ abgebildet (dessen Zukunft unsicher ist). Daraus resultieren auch Österreichs einziger Dreisterner, Juan Amador, sowie weitere ausgezeichnete Restaurants mit zwei Sternen (etwa Steirereck, Silvio Nickol, Konstantin Flippou, Mraz & Sohn – alle in Wien – oder Senn’s in Salzburg) sowie eine Handvoll Adressen mit je einem roten Stern.

Seither wurde immer wieder versucht, Michelin eine Rückkehr in die Alpenrepublik schmackhaft zu machen. An der Frage, ob man dafür öffentliche Gelder aufwenden soll, erhitzen sich die Gemüter. Für Pro und Contra gibt es jeweils gute Gründe. In der Zwischenzeit erschienen zahlreiche Michelin Ausgaben für teils kleinräumige Regionen, dank der Finanzierung durch Sponsoren oder öffentliche Stellen. So gibt es mittlerweile Guides für Slowenien und Kroatien, für Ungarn und für Moskau, für Dubai und Abu Dhabi, für Portugal, die Türkei und für Thailand. Oft ist darin die Ausbeute an Sterne-Restaurants mehr als dürftig.

„Global einzig vergleichbare Gourmet-Währung“

Als „international renommiertes Marketingtool“ und „global einzig vergleichbare Gourmet-Währung“ lobpreisen Touristiker den Guide Michelin und sterneversessene Köche sowieso. Nun scheinen die Würfel gefallen zu sein. Wie zu erfahren war, wollten die Macher des Guide Michelin rund um deren Chef Gwendal Poullennec, rund 3 Millionen Euro als Startkapital für ein Austria Revival. Auf 2,4 Millionen scheint man sich final geeinigt zu haben.

Nicht zu rütteln ist am anerkannt strengen Bewertungsregime und der totalen redaktionellen Unabhängigkeit des roten Führers, der zum Konzern des gleichnamigen Reifenherstellers gehört. Da gewährt Michelin keinen Millimeter Spielraum. Daher soll auch die Trägerschaft der Österreich-Partner eine öffentliche Organisation sein, ohne Eigeninteressen.