Gault&Millau Deutschland: Alle Top-Auszeichnungen an Frauen!

Weingourmet

Douce Steiner ist Deutschland erste Köchin des Jahres. © Douce Steiner

Der am 19. Juni 2023 erschienene Restaurantführer Gault&Millau Deutschland 2023 kürt erstmals nach 40 Jahren eine Köchin des Jahres – Douce Steiner! Und vergibt alle Sonderauszeichnungen an Frauen in den Spitzenküchen des Landes.

Die Österreicherin Sigi Schelling ist Aufsteigerin des Jahres im Gault&Millau Deutschland 2023. Sie führt den Werneckhof in München. © Der Feinschmecker, Vivi d‘Angelo

Was in Österreich bereits vor 40 Jahren (1983) geschah, brauchte in Deutschland vier Jahrzehnte länger, um zu reifen: Dass der begehrte und imageträchtige Titel eines Kochs des Jahres auch an eine Köchin vergeben werden kann. 1983 war Lisl Wagner-Bacher aus der Wachau, der damals erste Koch des Jahres in Österreich – gendern kannte man damals noch nicht, daher wurde Lisl Wagner-Bacher der Titel in seiner ursprünglichen, maskulinen Form verliehen.

Irgendwie könnte der Eindruck entstehen, Gault&Millau möchte mit der Ausgabe 2023 – die wieder in einem neuen Verlag erscheint – nachholen, was 40 Jahre lang versäumt wurde: den besten Köchinnen der Bundesrepublik Respekt zu zollen. Das wäre aber zu einfach. Die Macher des Restaurantführer entschieden sich einfach dafür, im Windschatten der frischgebackenen Köchin des Jahres gleich in einem Aufwaschen weitere Spitzenfrauen hinterm Herd auszuzeichnen, die – jede für sich – ein Stück Kulinarik in Deutschland prägen. Darunter auch die Österreicherin Sigrid „Sigi“ Schelling in ihrem Werneckhof in München, die als Aufsteigerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Einen Michelin-Stern hat die Sigi auch bereits.

„Jahrzehntelang war die Spitzenküche ein Umfeld, das Frauen mehr duldete als förderte. Das hat sich inzwischen geändert. Zu langsam und lange noch nicht überall, aber doch deutlich und vor allem: ein für alle Mal. Die gesellschaftliche Öffnung und Liberalisierung, der Kampf um Gleichberechtigung und Teilhabe kommen heute allen Genussmenschen zugute – nie war die gastronomische Landschaft in Deutschland bunter, vielfältiger, aufregender“ so Gault&Millau Chefredakteur Christoph Wirtz.

Neben Douce Steiner (52), deren traditionsreicher „Hirschen in Sulzburg im Markgräflerland als einzigartiger Gunstort von südlicher Leichtigkeit und badischem Eigensinn …. mit seiner klassisch grundierten Hochküche für das 21. Jahrhundert“ (Zitat) bejubelt wird, gehen im Gault&Millau Deutschland 2023 folgende Topauszeichnungen an Damen:

Sarah Hallmann, Hallmann & Klee, Berlin, ist GASTRONOMIN DES JAHRES
Nina Mihilli, Schwarzwaldstube, Baiersbronn, ist GASTGEBERIN DES JAHRES
Rebecca Fischer, Schlicht. Esslokal, Koblenz, ENTDECKUNG DES JAHRES
Sigi Schelling, Werneckhof, München, AUFSTEIGERIN DES JAHRES
Alexandra Himmel, Lafleur, Frankfurt, SOMMELIÈRE DES JAHRES
Judith Wohlfarth, Hofgut Silva, Oberkirch, PRODUZENTIN DES JAHRES
Dinara Kasko, derzeit Deutschland, PATISSIÈRE DES JAHRES

Geflüchtete Ukrainerin Dinara Kasko ist Patissière des Jahres

Mit der Auszeichnung der Patissière des Jahres will die Gault&Millau-Redaktion in diesem Jahr ein Zeichen setzen: Aus ihrer zerstörten Heimat geflüchtet, ist die Ukrainerin Dinara Kasko heute über das Internet mit einer globalen Community verbunden, unterrichtet online, Hunderttausende bewundern ihre inspirierenden, hochkomplexen architektonischen Tortenkunstwerke bei Instagram. Christoph Wirtz: „Solange sie in ihrer Heimat nicht arbeiten kann, gehört Dinara Kasko für uns ganz selbstverständlich in die Reihe ihrer deutschen Kolleginnen und Kollegen.“

Rote und schwarze Hauben

Der Gault&Millau Deutschland zeichnet - im Unterschied zu seinem österreichischen Schwesterguide – die Restaurants an der Spitze mit roten und schwarzen Hauben aus. Fünf - das ist die Höchstnote für die weltbesten Restaurants; meist sind die Hauben schwarz. Rot steht für „herausragend in seiner Kategorie“.

An der absoluten Spitze der deutschen Restaurantszene gibt es dabei eine Veränderung: Erstmals wird die Schwarzwaldstube in Baiersbronn mit fünf roten Hauben ausgezeichnet. Diese führen nur vier Restaurants in ganz Deutschland: Neben der Schwarzwaldstube auch das Vendôme von Joachim Wissler in Bergisch Gladbach, das Victor’s Fine Dining by Christian Bau und das Waldhotel Sonnora.

Der Gault&Millau Restaurantguide 2023/24 erscheint in Henris Edition und ist ab sofort im Handel oder online bei Gault&Millau erhältlich.