Neben zwei überraschenden Rückstufungen erhob der neue Guide Michelin Frankreich 2023 ein neues Restaurant in den Olymp der Höchstwertung von drei Sternen: La Marine in der Normandie ist „den Umweg wert“, den Michelin für die Höchstwertung voraussetzt.

Neuer 3-Sterne-Chef: Alexandre Couillon vom La Marine © La Marine

Wegen eines drohenden Streiks wurde die für Montag abends am 6. März 2023 geplante Michelin Gala im Straßburger Musik- und Kongresszentrum (Elsass) auf Mittag vorgezogen.

Alexandre und Céline Couillon ist es in den vergangenen Jahren gelungen, das Le Marine auf der vorgelagerten Insel Noirmoutier in der Bucht von L’Herbaudière als gastronomisches Reiseziel zu etablieren, „das Gäste für immer verändert, beeindruckt zurück lässt“, so die schwärmenden Inspektoren des Guide Michelin. Alexandre und Céline Couillon – er in der Küche, sie als Gastgeberin – haben sich einer strikt nachhaltigen, regionalen Zutatenpolitik verschrieben. Schon bisher hatten sie neben ihren beiden Sternen auch einen Grünen Stern für besonders umweltfreundliches Wirtschaften. Diesen behalten sie natürlich.

Auf der Menükarte des La Marine finden sich vorwiegend Fisch und Meeresfrüchte, allerdings in einer fast nie dagewesenen Raffinesse und Qualität. „Wir leben im Einklang mit der Natur, die allein Tag für Tag bestimmt, was in unserem Restaurant auf der Speisekarte steht. Wir arbeiten mit kleinen lokalen Fischern zusammen und versuchen unser Bestes, nur Produkte aus unserem Garten zu verwenden. Alle organischen Abfälle werden zu Kompost recycelt“, gibt sich Alexandre Couillon kompromisslos.

2 Dreisterner vom Thron gestürzt: Savoy & Coutanceaus

Völlig überraschend abgestuft von drei auf zwei Sterne wurde – wie vorab berichtet - -die französische Kochlegende Guy Savoy (69) mit seinem Restaurant in Paris – nach 20 Jahren mit 3 Sternen. Ebenso Christopher Coutanceaus gleichnamiges Restaurant in La Rochelle, der Küstenstadt in Südwestfrankreich. Beide wurden von Guide Michelin-Chef Gwendal Poullennec im Vorfeld persönlich von der schmerzhaften Entscheidung informiert.

„Die Nachricht ist noch zu frisch und Guy Savoy will sich im Moment nicht äußern“, sagte eine Sprecherin des Stargastronomen. „Wir sind sehr enttäuscht und schockiert.“ Das Team des Restaurants im Herzen von Paris habe zahlreiche Unterstützungsbekundungen erhalten. Dass Savoy und Coutanceau von ihren Thronen gestoßen wurden, hat in Frankreich für Aufregung gesorgt. Auch Alexandre Couillon, der neue Dreisterner, sagte bei der Zeremonie: „Ich denke tief bewegt an Guy und Christophe.“ Insgesamt stufte der Guide Michelin, die Gastronomiebibel des Reifenherstellers Michelin, in Frankreich fünf Restaurants herab, 20 verloren gar vollständig eine Sternebewertung.

Kommt einer Revolution gleich

Die Herabstufung von Guy Savoy kommt einer Revolution gleich, gilt er doch als so etwas wie ein nationales kulinarisches Heiligtum. Von vielen für unantastbar gehalten. Savoy ist als Botschafter des französischen „Art de vivre“ bekannt, der klassischen französischen Küche alter Schule. Diese kam in den vergangenen Jahren in Maßen aus der Mode, nicht ganz zu unrecht. In der französischen Restaurantwertung La Liste, die weltweit über 1000 Lokale abbildet (durch Auswertung wichtiger Guides, Führer und Kritiken), steht Guy Savoy aktuell an 1. Stelle. Die vom französischen Außenministerium mitbegründete La Liste steht in Konkurrenz zu Michelin, Gault & Millau, The World‘s 50 Best Restaurants und gilt als sehr frankophil.

4 neue Zweisterner, gesamt 630 Sterne-Restaurants

Vier weitere Restaurants werden neu mit zwei Michelin Sternen und 39 weitere Betriebe neu mit einem Stern ausgezeichnet. Die vier neuen Zweisterner sind das Restaurant Cyril Attrazic in Aumont-Aubrac, das Château de Beaulieu, das L’Amaryllis und das L’Auberge de Montmin. Acht zusätzliche Green Stars für nachhaltige Gastronomie wurden ebenfalls vergeben. Insgesamt verfügt Frankreich damit über 630 Sterne-Restaurants (plus 44). Davon sind 29 mit je drei Sternen ausgezeichnet und 75 Restuarants mit je zwei Sternen. Satte 526 Lokale führen je einen Stern.

„Exzellenz, Kreativität und Engagement sind in der Welt der französischen Gastronomie im Überfluss vorhanden sind. Sie werden von Talenten – oft jungen Talenten – getragen, die Initiative ergreifen und ihr Potenzial offenbaren. Die Köche an ihrer Spitze sorgen für unverwechselbare kulinarische Erlebnisse“, stellte Gwendal Poullennec, Internationaler Direktor der Guides Michelin, im Rahmen der Gala in Straßburg fest.

 

Der Guide MICHELIN Frankreich 2023 auf einen Blick:

29 Restaurants mit je 3 Sternen (+ 1)
75 Restaurants mit je 2 Sternen (+ 4)
526 Restaurants mit je 1 Stern (+ 39)
90 Restaurants mit je 1 grünen Stern (+ 8), für besonders nachhaltiges Wirtschaften
419 Bib Gourmand-Restaurants (+ 49); Bib Gourmand steht für empfehlenswert gute, preiswerte Küche.

Abgestraft: Spitzenkoch Guy Savoy © Shutterstock
Christopher Coutanceau ist seinen 3. Stern ebenfalls los. © Christopher Coutanceau
Fisch und Meeresfrüchte spielen die Hauptrolle, der Rest ist große Kunst. © La Marine