Nach einem jahrzehntelangen Streit der Gesellschafterfamilien um die Ausrichtung des Nahrungsmittelkonzerns Dr. Oetker wird die Gruppe aufgespalten.  Von Pizza über Puddig bis Bier, Hotels und Chemie reicht die Oetker-Palette.

Eines der Flaggschiffe der Oetker Hotel Collection: Brenner’s Park Hotel im deutschen Baden-Baden. © Oetker Collection

Die Gesellschafter Alfred, Carl Ferdinand und Julia Johanna Oetker übernehmen unter einem gemeinsamen Dach unter anderem die Töchter Henkell & Co. Sektkellerei, die Martin Braun Backmittel KG, die Chemiefabrik Budenheim, zwei Häuser aus der Ultra-Luxus-Hotelsparte Oetker Collection (Hotel Le Bristol in Paris sowie das Château du Domaine St. Martin in Vence in Südfrankreich) sowie die Kunstsammlung August Oetker.

Die Trennung soll bis Jahresende vollzogen werden und hat keine Auswirkung auf die Mitarbeiter in den einzelnen Betrieben. Der umsatzstärkste Teil mit Lebensmitteln (Pizzen, Backmischungen, Tiefkühltorten und Pudding), die Radeberger Brau-Gruppe sowie einige Hotels bleiben in der Hand der Gesellschafterstämme von Richard und Philip Oetker, Rudolf Louis Schweizer, Markus von Luttitz sowie Ludwig Graf Douglas. Sie behalten das Brenner‘s Park Hotel in Baden-Baden und das Hôtel du Cap-Eden-Roc in Antibes.

2020 hatte Dr. Oetker einen Konzernumsatz von 7,3 Milliarden Euro erzielt. Davon entfielen 56,4 Prozent auf den Bereich Nahrungsmittel, 22,2 Prozent auf den Bereich Bier/AF-Getränke, 13,2 Prozent auf den Bereich Sekt/Wein/Spirituosen. Der Mitarbeiterstand belief sich auf 36.800 Personen, die Eigenkapitalquote lag bei 41 Prozent. In Österreich ist die Oetker-Gruppe ebenfalls gut aufgestellt und im Handel gut gelistet; dies betrifft die Nahrungsmittelsparte.

Oetker Hotel Collection unter gemeinsamer Flagge

Ungeachtet der Aufteilung der Immobilien der luxuriösen Oetker Hotel Collection bleibt die exklusive Gruppe unter gemeinsamer Führung und gemeinsamem Management der Betreibergesellschaft.

Der Streit um die Ausrichtung beschäftigt die Familie bereits seit vielen Jahren. 2017 trennte sich Dr. Oetker von der großen Sparte Container-Schifffahrt. Für 3,7 Milliarden Euro übernahm der dänische Marktführer Maersk Hamburg-Süd von den Ostwestfalen, die mit diesem Schritt rund die Hälfte ihres damaligen Umsatzes einbüßten.

Aus 3 Ehen 8 Erben mit 40 Jahren Altersunterschied

Rudolf-August Oetker, der Enkel des Firmengründers, hinterließ bei seinem Tod 2007 acht Erben aus drei Ehen. Seine Kinder erblickten von 1940 bis 1979 das Licht der Welt. Zwischen den Halbgeschwistern liegen zum Teil fast 40 Jahre.

Das ebenfalls zum Oetker-Konzern gehörende Bankhaus Lampe steht zum Verkauf, der Erlös wird zwischen den Erbenstämmen aufgeteilt.

Zuletzt startete der Konzern drei verschiedene Restaurantkonzepte, um den Absatz seiner lukrativsten Produkte zusätzlich zu pushen: Als Shop-in Shop-System wird die Convenience-Linie „Frau Renate“ in deutschen Supermärkten getestet. Hier sollen Hausfrauen auch die Zubereitung von Oetker-Fertiggerichten „lernen“.

Ganz anders geartet ist das im Frühjahr in Kalifornien (USA) gestartete Lokalkonzept Pudding Pudding, das das süße Stammprodukt von Dr. Oetker in den Mittelpunkt stellt. Wiederum in Deutschland ging im Juni ein Testrestaurant namens „Mein Guglhupf“ an den Start.

© Dr. Oetker
© Dr. Oetker
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