In Sachen Weinvielfalt und Qualität ist Niederösterreich auch bei Winzersekten unschlagbar, denn nirgendwo ist die Dichte an Schaumstoff-Herstellern der Spitzenklasse so hoch wie dort. Vinaria widmete sich in einer fulminanten Verkostung der aufregenden wie belebenden Materie.

Ex-aequo-Sieger der großen Vinaria Verkostung Sekte aus Niederösterreich: Hans-Peter Topf aus Straß im Kamptal. © STUDIOPILENS

Bis vor rund 50 Jahren prickelndes Monopol großer Sektkellereien, präsentiert sich heimischer Sekt heute von fast kaleidoskopartiger Vielfalt und höchster Qualität. Das Weinbaugebiet Niederösterreich brilliert durch sein faszinierendes Spektrum an edlem Schaumstoff – nicht ganz überraschend, fußen doch die Wurzeln heimischer Sekttradition überwiegend in Blau-Gelb.

Dorthin wurde bereits 1842 höchste Schaumweinkompetenz importiert. Diese kam in Gestalt von Robert Alwin Schlumberger, der sieben Jahre für Champagne Ruinart tätig gewesen war, bevor der gebürtige Stuttgarter dem Ruf der Liebe nach Wien folgte, um dann in Bad Vöslau eine Produktionsstätte nach französischem Vorbild zu errichten. 

Im Fahrwasser der aufblühenden Weinwirtschaft in Österreich gab es jedoch bereits in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts engagierte Winzer wie Hugl, Steininger, Malat und Bründlmayer, die sich der Erzeugung und Vermarktung von Qualitätssekt annahmen. Auch die großen heimischen Sekthäuser wie Schlumberger, Kattus und Co. widmeten sich der Steigerung der Qualität und dem Ausbau des Sortiments. 

Welschriesling, Grüner Veltliner und Burgunder

Lange Zeit galt die Gegend um Poysdorf im Weinviertel als traditionelles Zentrum für niederösterreichische Sektgrundweine, mittlerweile sind Langenlois und Umgebung zu einer Sektmetropole aufgestiegen, sehr große Bedeutung haben aber auch das südliche Kremstal und Klosterneuburg.

Sortenmäßig ist Vielfalt erlaubt, doch ist die Anzahl der häufig verwendeten Sorten durchaus überschaubar. Einerseits wird auf die – wie man mittlerweile weiß – hervorragend für Sektproduktion geeigneten klassischen Sorten Welschriesling und Grüner Veltliner gesetzt, auf dem blauen Traubensektor erfreut sich Zweigelt einiger Beliebtheit. Zum anderen wird auf die im Schaum-Mutterland Champagne zum Standardinventar zählenden burgundischen Sorten vertraut, wobei Chardonnay und Pinot Noir hierzulande immer wieder um Pinot Blanc ergänzt werden.

Als Ergänzung finden sich neben dem klassischen Riesling auch Muskateller und Sauvignon Blanc, teils Traminer. Weitere sprudelnde Spezialitäten werden aus Zierfandler, Roter Veltliner, PIWI-Sorten oder aus roten Trauben hergestellt.

Herkunft zählt und ist das Herzstück

2015 wurde mit der Schaffung eines qualitäts- und herkunftsorientierten Systems in Gestalt einer Sektpyramide mit klar definierten Bezeichnungsvorschriften eine wesentliche Lücke geschlossen. Ursprünglich als „Österreichischer Sekt mit geschützter Ursprungsbezeichnung“ („Sekt g.U.“) bezeichnet, schwenkte man ab dem Jahr 2022 auf die international als verständlicher empfundene Bezeichnung „Sekt Austria g.U.“ um, wobei es zusätzlich zur Basiskategorie auch Reserve und Große Reserve gibt.

Jedoch werden nicht alle Premium-Sekte nach diesem Qualitätssystem vermarktet, denn die Teilnahme ist natürlich freiwillig – wie die Anwendung von DAC für Stillweine. Einige Top-Sekterzeuger aus Niederösterreich nutzen die Sektpyramide nicht oder nur für einen Teil ihrer Sekte. Diese Weine kommen als „Österreichischer Sekt“ ohne geografische Angabe oder geschützte Ursprungsbezeichnung auf den Markt.

Große stilistische Bandbreite bei Sekten aus Niederösterreich

Um die besten sprudelnden Qualitätsprodukte aus Niederösterreich zu versammeln, lud Vinaria gemeinsam mit Wein Niederösterreich neben Weinen der Kategorien Sekt Austria g.U. auch Qualitätsschaumweine und Sekte ein, deren Grundweine zu 100 Prozent aus Niederösterreich stammten.

Die stilistische Bandbreite bei Sekt aus Niederösterreich ist groß, vor allem im gehobenen Qualitätsbereich. Diese hängt von der verwendeten Sorte sowie dem Sortenverschnitt ab. Außerdem gibt es in Sachen Zuckerreife der Beeren zwei sehr unterschiedliche Ansätze. Etliche Erzeuger setzen auf eher filigrane, elegante Vertreter, für die Most aus gerade reifen und teils noch etwas unterreifen Beeren mit hoher Säure verwendet wird.

Qualitätsniveau so hoch wie nie, dichte Spitze

Gut 70 Sekte – brut, extra brut und brut nature in Weiß und Rosa – wurden zur Verkostung Sekt aus Niederösterreich eingereicht. Erfreuliche Kernaussage: Das durchschnittliche Qualitätslevel liegt so hoch wie noch nie, das Spitzensegment ist noch dichter geworden, die besten Sekte können international mühelos mitspielen. 

Beeindruckend ist auch das prognostizierte Lagerpotenzial nicht weniger Sekte – gerade hier zeigten sich tolle Entwicklungen in der jüngsten Dekade. Bei der spannenden Vinaria Blindverkostung landete im dichten Spitzenfeld etwas überraschend das Weingut Topf aus Straß ex aequo mit Bründlmayer an der Spitze: Der ebenso berauschend fruchterfüllte wie pikant strukturierte Blanc de Blancs begeisterte die Jury. Bründlmayers fantastischer Blanc de Noirs 2016 Extra Brut ist dafür an Tiefgründigkeit und Stoffigkeit kaum zu überbieten und legt Minute für Minute weiter zu. 

Topf & Bründlmayer vor Madl & Jordan

Knapp dahinter folgte Christian Madls komplexe Cuvée Speciale mit dem klassischen Sortenmix aus Chardonnay und Pinot Noir einen Deut vor seinem „Von den Weißen“, der sich fruchtstrotzend und von herausragender Vitalität präsentierte. Ganz anders im Charakter waren die folgenden Sekte vom Weingut Jordan im Pulkautal; Der feinfruchtige Riesling glänzt mit Substilität und Finesse, die Grüner Veltliner Reserve dafür mit hoher Eleganz und feiner Klinge. 

Hervorragend auch die in Mini-Abständen folgenden Sekte von durchwegs spezialisierten Erzeugern: Neben weiteren Produkten der bereits erwähnten Erzeuger profilierten sich zudem Josef Fritz aus Zaussenberg mit Blanc de Noir, Zuschmann-Schöfmann, Steininger und Schloss Gobelsburg, das Weingut Buchegger sowie Lagler aus Spitz in der Wachau und vielen weitere. Auf dem Preis-Leistungs-Sektor verblüfften besonders die Weingüter Holzmann, Schmid und Stich-Gaismaier sowie Zuschmann-Schöfmann.

Was bleibt, ist eine klare Empfehlung. In Niederösterreich gibt es eine besondere Fülle an erstklassigen Sekten, die international den Vergleich nicht scheuen müssen.

 

Topliste Sekt aus Niederösterreich

17,5Weingut Bründlmayer 2016 Blanc de Noirs Extra Brut Reserve NÖ
17,5Weingut TopfNV Blanc de Blancs Brut Reserve NÖ
17,3Christian MadlNV Cuvee Special (CH, PN) Brut Ö
17,2Christian Madl2020 Von den Weißen Brut (GV) Ö
17,0Weingut Jordan2020 Von den Weißen Brut (GV) Ö
16,9Weingut Jordan2022 Grüner Veltliner Brut Reserve NÖ 
16,7Weingut BründlmayerNV Blanc de Blancs Extra Brut Reserve NÖ
16,7Weingut Buchegger2017 Extra Brut Grosse Reserve NÖ Gedersdorf
16,7Weingut Zuschmann-Schöfmann 2017 Grüner Veltliner Ed. Gold Brut Nature NÖ Große Reserve Martinsdorf
16,6Josef Fritz2020 Blanc de Noir Brut Grosse Reserve NÖ Zaußenberg
16,5Weingut BründlmayerNV Extra Brut Reserve NÖ
16,5Christian MadlNV Blanc de Noirs (100% PN) Ö
16,5Weingut Steininger2019 Riesling Brut NÖ Große Reserve Ried Heiligenstein
16,4Weingut Schloss Gobelsburg2012 Extra Brut Große Reserve
16,4Weingut Zuschmann-Schöfmann 2020 Riesling Extrabrut NÖ Große Reserve Martinsdorf Ried Ralessen
16,3Weingut BründlmayerNV Brut Reserve
16,3Weingut Schloss GobelsburgNV Blanc de Blancs Brut Reserve
16,3Weingut Steininger2020 Sauvignon Blanc Brut Reserve
16,3Weingut Zuschmann-Schöfmann 2020 Grüner Veltliner Brut Nature NÖ Große Reserve Martinsdorf
16,2Weingut Jordan2022 Blanc de Noir (ZW) Brut Reserve
16,2Weingut Lagler2017 Grüner Veltliner Brut Nature Große Reserve
16,2Weingut Lagler2017 Grüner Veltliner Brut Nature Große Reserve
16,2Weingut Steininger2021 Grüner Veltliner Brut Reserve

 

Abo bestellen - Die gesamte Reportage mit allen Kostnotizen und Bewertungen und Toplisten finden Sie in der Ausgabe Vinaria 02/2025. Bestellen Sie Vinaria jetzt einfach & bequem zum Erscheinungstermin nach Hause. Das Jahresabo Vinaria mit 8 Ausgaben pro Jahr inklusive dem großen Weinguide Österreich ist um € 75,00 (EU-Ausland € 95,00) erhältlich. Jetzt im Vinaria Abo-Shop bestellen.

Sekt-Kompetenz aus dem Pulkautal: Simone und Johannes Hiller-Jordan © Weingut Jordan
Johannes und Josef Fritz aus Zaussenberg im Weinbaugebiet Wagram © Andreas Jakwerth
Christian Madl © Weingut Madl
Die Buchegger Große Reserve stammt von Silke Mayr und Kellermeister Michael Nastl. © Weingut Buchegger
Seit bald zwei Jahrzehnten dem Sekt verschrieben: Top-Produzenten Else und Peter Zuschmann Schöfmann aus Martinsdorf © Plutonika
Fruchterfüllte, reichhaltige Sekte kommen vom Weingut Steininger (v.l.): Brigitta, Eva, Karl und Peter © Weingut Steininger
Sekt mit Tiefgang und Reife: Eva und Michael Moosbrugger vom Weingut Schloss Gobelburg © Regina-Huegl
Eine exzellente Große Reserve aus der Wachau kommt von Karl Lagler aus Spitz. © Weingut Lagler
Andreas Schmid aus Gobelsburg © Weingut Schmid
Irmi Stich, Bio-Winzerin aus Bad Pirawarth © Weingut Stich
Winzer-Krems-Kellermeister Franz Arndorfer © Robert Herbst
Aus der berühmten Zöbinger Ried Heiligenstein kommt auch fomidabler Sekt. © Weingut Steininger