Vinaria kostete aktuell rund 170 Weinviertel DAC samt Reserven und Großen Reserven. Aus dem Jahrgang 2022, aber auch gereiftere Kreszenzen aus 2021 und 2020. Fazit: Mit den Weinviertler Weinen und Winzern geht es weiter steil bergauf.

Stefan und Katharina Gilg © Anna Stöcher/ÖWM

„Immer ein echter Grüner Veltliner“: In der geschützten Herkunft Weinviertel ist ampelografischer Monotheismus angesagt, und dieser widmet sich ausschließlich dem nicht nur hierzulande verehrten und gefeierten Sortenklassiker, der im Weinviertel ein großes Spektrum an Ausdrucksformen erbringt.

Das Weinviertel ist nicht nur mit 14.000 Hektar Rebfläche Österreichs größtes Weinbaugebiet, sondern es besitzt auch die erste und somit älteste kontrollierte Herkunftsbezeichnung für Wein im Alpenland. Wurde im vergangenen Jahr damit der Zwanziger gefeiert, so gibt sich diese mittlerweile renommierte DAC trotz toller Entwicklungen so jugendlich und charmant wie eh und je. In Sachen Qualität – sowohl in der Breite als auch in der Spitze – ist es in den vergangenen zwei Dekaden hingegen steil nach oben gegangen.

Weinviertel DAC Klassik und Reserven

Unabhängig von der Kategorie besteht jeder Wein, der Weinviertel als Herkunft auf Etikett und Kapsel trägt, zu 100 Prozent aus Trauben der Sorte Grüner Veltliner und stammt aus dem größten Weinbaugebiet Österreichs. Dieses reicht von der Wiener Stadtgrenze Richtung Norden und östlich der Bundeshauptstadt von der Donau bis zu den Grenzen zur Slowakei im Osten und zu Tschechien im Norden. In westlicher Richtung erstreckt sich die Herkunft bis zum Manhartsberg.

Dank der verschiedenen Kategorien wird der Grüne Veltliner in seiner gesamten Bandbreite abgebildet – vom knackigen, vitalen Leicht- bis Mittelgewicht mit zwölf bis 13 Volumprozent Alkohol bis zu kraftvollen wie lagerfähigen Reserve-Weinen; dabei handelt es sich durchwegs um trockene Weine.

Während beim klassischen Weinviertler Herkunftswein nebst stets vorhandener Sortenwürze Frucht und Frische im Vordergrund stehen und weder Holzton noch Botrytis-Einfluss zugelassen sind, so ist bei der Weinviertel Reserve mit mindestens 13 Prozent Alkohol Etikettangabe die Bandbreite merklich umfangreicher. Bei den Weinviertel DAC Reserven ist die Handschrift des Winzers meist deutlich stärker ausgeprägt: Alter der Reben und Reifezeitpunkt sowie Vinifikation spielen eine Rolle, wesentlich sind auch Art und Dauer der Reifung.

Neben Edelstahltanks greifen viele Weinviertler Winzer für die Lagerung ihrer besten Grünen Veltliner auch auf andere Behältnisse zurück: Häufig kommen Holzfässer unterschiedlicher Größe – vom Barrique bis zu großen Fässern; meist aus Eichenholz, teils aus Akazie – zum Einsatz, doch findet man auch alternative Behälter wie Amphoren (Ton), Beton-Eier, Granit- oder Steinzeugbehälter.

Deutlich unterscheiden sich die verschiedenen Kategorien hinsichtlich des Datums, zu dem der Antrag auf die staatliche Prüfnummer eingebracht werden darf: bei der Klassik nicht vor 1. Jänner, bei der Reserve nicht vor 15. März und bei der ansonsten mit Reserve hinsichtlich Anforderungen übereinstimmenden Großen Reserve nicht vor 1. November des auf die Ernte folgenden Jahres.

Solide Klassiker, exzellente Spitzen

Bei der jüngsten Vinaria Verkostung von Herkunftsweinen aus dem Weinviertel standen klassische Vertreter aus dem Jahrgang 2022, Reserven von 2022 und 2021 sowie Große Reserven von 2021 und 2020 auf dem Prüfstand. Eingereicht waren insgesamt etwa 170 Weine.

2022 war im Sommer von großer Trockenheit geprägt, dafür gab es mancherorts im Herbst überreichlich Niederschlag, auch wenn das die Donau nahen Weinbaugebiete meist mehr betraf. Wichtig war die Weingartenarbeit inklusive Ausdünnen. 2021 war hingegen ein Jahrgang, der bis tief in August hinein in der Entwicklung eher hinten war, dank folgenden Traumwetters über viele Wochen aber zu einem Top-Jahrgang mutierte. 2020 wiederum war eher kühl und teils feucht, insgesamt ein etwas schlankerer Jahrgang.

Besonders erfreulich war die Tatsache, dass in der Klassik-Kategorie jede Menge weniger bekannter Winzer reüssieren konnten, die mit den nicht ganz optimalen Bedingungen offenbar gut zurechtgekommen waren. Der junge Paul Zimmermann aus Radlbrunn bei Ziersdorf setzte sich mit seinem Ried Galgenberg an die Spitze der Kategorie, knapp gefolgt von Alfons Pitzinger aus Groß-Schweinbarth mit seinem Klassiker und Herbert Studeny mit dem Ortswein Obermarkersdorf sowie Harald Breitenfelder aus Kleinriedenthal und das Weingut Pröglhöf aus Obernalb, beide mit Riedenweinen. Gleich dahinter platzierte sich Bernhard Gschweicher aus Röschitz, der im Vorjahr in dieser Kategorie ganz vorne gewesen war. In knapper Schritten folgen viele weitere empfehlenswerte Vertreter.

Bei den Reserven gab es hinsichtlich Kraft und Substanz kaum etwas zu bemängeln, auch die Säure war dank des Jahrgangs meist recht anregend. Herausragend war die Lagen-Reserve aus der Ried Tagern 2021 vom Weingut Gilg in Stetten, die im abschließenden Exklusiv-Finale der Top-Sechs-Weine als Sieger hervorging. Mit dem Weingut Frotzler aus Schrattenthal, das mit der Reserve Jakob glänzte, sowie mit dem Weingut Oberschil aus Hagenbrunn, das den ausgezeichneten Ried Irgstengruben ins Spiel brachte, sorgten knapp dahinter zwei weniger bekannte Betriebe für Furore.

Es folgten Weine einiger der renommiertesten Weingüter des Weinviertels: Rudolf & Anita Schwarzböck mit der Großen Reserve Privat vor Franz Stift mit Maximos sowie Julius Klein mit Urmeer, danach Eichberger mit seiner Reserve und das Weingut Zull mit Äußere Bergen. Weine der Weingüter Pass, Weinwurm, Setzer, Greilinger und Hofbauer-Schmidt sowie Christoph Bauer folgten.

 

Topliste Gesamt Weinviertel DAC (Auszug)

17,2 Weingut Gilg 2021 Weinviertel DAC Reserve Ried Tagnern
17,0 Weingut Frotzler 2022 Weinviertel DAC Reserve Jakob
17,0 Weingut Oberschil 2021 Weinviertel DAC Große Reserve Ried Irgstengruben
16,9 Weingut Schwarzböck 2021 Weinviertel DAC Große Reserve Privat
16,7 Weingut Stift 2021 Weinviertel DAC Reserve Maximos
16,7 Weingut Julius Klein 2021 Weinviertel DAC Grande Reserve Urmeer
16,6 Weingut Eichberger 2021 Weinviertel DAC Reserve
16,6 Weingut Zull 2021 Weinviertel DAC Reserve Ried Äußere Bergen
16,4 Weingut Pass 2021 Weinviertel DAC Reserve Ried Hinterberg
16,4 Weingut Weinwurm 2021 Weinviertel DAC Reserve Hommage
16,4 Weingut Setzer 2021 Weinviertel DAC Große Reserve Ried Laa
16,3 Weingut Setzer 2022 Weinviertel DAC Reserve Ried Laa „8000“
16,3 Weingut Greilinger 2021 Weinviertel DAC Reserve
16,3 Weingut Hofbauer-Schmidt 2021 Weinviertel DAC Reserve Ried Kellerberg
16,2 Paul Zimmermann 2022 Weinviertel DAC Ried Galgenberg
16,2 Christoph Bauer 2021 Weinviertel DAC Reserve Privat

 

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Lukas Frotzler © Andreas Schoenauer
Stefan Oberschil und Sohn Sebastian beeindruckten mit ihrer Großen Reserve 2021 aus der Ried Irgsten Gruben. © Astrid Bartl
Rudolf und Anita Schwarzböck aus Hagenbrunn sind immer für Spitzenweine gut. © Steve Haider
Franz-Joseph, Laura, Johannes, Franz, Regina und Antonia Stift aus Röschitz (v.l.) © Martin Lifka
Julius Klein aus Pernersdorf glänzte mit „Urmeer“. © Angi Huber
Marcus, Gotthard, Doris, Julia und Sophie Eichberger aus Eibesbrunn. © Astrid Bartl
Andrea & Phillip Zull aus Schrattenthal mit Hündin Emma. © Steve Haider
Gerald Pass erzeugte eine tolle Reserve Hinterberg 2021. © Weingut Pass
Georg & Lisa Weinwurm waren mit ihrem Topwein „Hommage“ erfolgreich. © Weingut Weinwurm
Familie Setzer (v.l.): Hans, Marie-Theres, Eugen und Uli Setzer aus Hohenwarth. © Weingut Setzer
Reinhard und Renate Greilinger aus Schöngrabern © Weinbau Greilinger
Petra und Leopold mit Sohn Johannes Hofbauer-Schmidt © Martin Sommer
Paul Zimmermann lieferte einen tollen Weinviertel DAC 2022 Ried Galgenberg. © Winzerhof Paul Zimmermann
Christoph und Heidi Bauer aus Jetzelsdorf. © Astrid Bartl
Andreas und Alfons Pitzinger aus Groß-Schweinbarth. © Weingut Pitzinger
Herbert Studeny mit Partnerin Gertrud Greilinger © Martin Lifka
Winzerfamilie aus Falkenstein (v.l.): Christa, Maria, Johannes Jun., Johannes Sen. und Franz Stadler. © Michael Reidinger