Ausgezeichnet präsentiert sich der aktuelle Jahrgang 2023 bei den Roséweinen aus Österreich, inklusive der steirischen Rarität Schilcher. Die große Vinaria Verkostung im Frühjahr 2024 sorgte für einige Überraschungen, jedenfalls auf hohem Niveau.

Waren die Erwartungen im Spätsommer 2023 nach Nässe im Frühjahr und wechselhaftem Sommer etwas gedämpft, so sorgte Traumwetter im September wieder einmal für den Turnaround. Im Rosé-Bereich war von frisch-fruchtig bis kräftig alles möglich, wobei penible Weingartenpflege und Selektion Voraussetzung für hohe Qualität waren.

War der heimische Rosé-Sektor zu Beginn des pinken Hypes überwiegend durch qualitatives Mittelmaß und wenig stilistische Abwechslung geprägt, so sieht es heute ganz anders aus: Das durchschnittliche Qualitätsniveau ist stark gestiegen und die Bandbreite an unterschiedlichen Stilistiken mittlerweile erstaunlich groß.

Von B(laufränkisch) bis Z(weigelt)

In Sachen Sorten dominiert Österreichs blaue Nummer 1, der Zweigelt. Er kommt sowohl reinsortig als auch in Cuvées zum Einsatz und besticht durch besonders intensive Fruchtnoten. Im Burgenland wird Rosé zunehmend aus Blaufränkisch hergestellt, wobei die klassischen Varianten meist rotbeerig und säurepikant auftreten, die kräftigen Exemplare dafür oft samtige Waldbeerenfrucht und Geschmeidigkeit mitbringen.

Hin und wieder werden auch die französischen Edelsorten Cabernet Sauvignon und Merlot für die Rosé-Erzeugung herangezogen, wobei gerade diese von der Frucht und Säure her ebenfalls attraktive und sortentypische Vertreter erbringen können. Seltener findet man Pinot Noir und St. Laurent als Rosé ausgebaut. Ähnliches gilt für Cuvées und Gemischte Sätze in Rot. Als Sortenrarität und Herkunftswein ist schließlich Schilcher hervorzuheben, den Vinaria wieder – als getrennte Subgruppe – in die Rosé-Verkostung integriert hat.

Ursteirisches Unikat Schilcher

Der Schilcher hat als ursteirischer Klassiker eine Sonderstellung. Da es sich jedoch von der Machart her eindeutig um einen Roséwein handelt, wird er in die Rosé-Verkostung eingegliedert. Die Schilcher werden allerdings bei den Vorverkostungen stets in einer getrennten Gruppe verkostet, weil sich die diesem Wein zugrunde liegende Sorte Blauer Wildbacher durch eine unverwechselbare Aromatik auszeichnet. Lediglich im Finale werden die besten Schilcher mit den besten Rosés aus anderen Sorten verglichen.

Nach der Dominanz burgenländischer Rosés an der Spitze der traditionellen Vinaria Verkostung in den vergangenen beiden Jahren schlug in diesem Jahr Stunde der Schilcher – acht der Top-Ten-Plätze gingen ins weststeirische Schilcherland, die beiden restlichen nach Pannonien zu höchst renommierten Rosé-Erzeugern.

Doppelsieg für Schilchergut Lackner

An der Spitze sorgte das Weingut Lackner für eine Riesenüberraschung mit den Plätzen eins und zwei: Der Sieger ist zwar als „Rosé vom Schiefer“ etikettiert, besteht aber auch aus Blauem Wildbacher in moderner Ausbauart, nämlich im Holzfass – ein komplexer, substanzreicher Vertreter mit beachtlicher Länge.

Nur einen Deut dahinter liegt der Einzellagen-Schilcher desselben Weinguts aus der Ried Gasselberg. Wiederum knapp dahinter der Schilcher Ried Sonnleiten vom Peiserhof, was ebenfalls für freudige Überraschung sorgte.

Kultiger Elephant im Porzellanladen

Es folgte der wohl kultigste aller österreichischen Rosés, nämlich Der Elephant im Porzellanladen vom Weingut Strehn als Top-Rose klassischer Art, der traditionell etwas länger braucht, um zu seiner üblichen Höchstform aufzulaufen (die er mittlerweile erreicht haben dürfte).

Dahinter kamen mit Stefan Langmann und Christian Reiterer zwei weitere Schilcher-Winzer mit Riedenweinen vor dem Schützener Blaufränkisch-Spezialisten Georg Prieler. Die Weingüter Friedrich, Langmann und Weber untermauerten den Triumph der Weststeiermark, bevor mit Lassl aus der Rosalia sowie den Niederösterreichern Greilinger, Schloss Gobelsburg, Schüller, Steininger und Topf  die anderen Herkünfte ihre vorhandene Klasse zeigten. Danach folgten noch viele weitere sehr gute Rosés aus diversen Gebieten, die Trinkgenuss und klassisches Rosé-Feeling mitbringen.

 

Topliste: Rosé & Schilcher Rosé 2023

17,1 Weingut Lackner  2023 Rosé vom Schiefer (BW) ST
17,0 Weingut Lackner  2023 Schilcher Ried Gasselberg WST
16,9 Der Peiserhof – Fam. Strohmeier  2023 Schilcher Ried Sonnleiten WST
16,8 Weingut Familie Strehn 2023 Der Elefant im Porzellanladen MB
16,8 Weingut Langmann 2023 Schilcher Ried Hochgrail Stainz WST
16,4 Weingut Reiterer 2023 Schilcher Ried Lamberg Wies WST
16,3 Weingut Prieler 2023 Rosé vom Stein® (BF) BG
16,2 Schilcherweingut Friedrich 2023 Schilcher Ried Pirkhofberg WST
16,1 Weingut Langmann 2023 Schilcher Ried Langegg Stainz WST
16,1 Weingut Weber 2023 Schilcher Klassik WST
16,0 Weingut Greilinger 2023 Rosé (BB/CS/ME) NÖ
16,0 Weingut Lassl 2023 Vinia Rosé (CS) RS
16,0 Weingut Schloss Gobelsburg 2023 Domäne Gobelsburg Rosé NÖ
16,0 Weingut Schüller 2023 Rosé NÖ
16,0 Weingut Steininger 2023 Cabernet Sauvignon Rosé WA
15,9 Weingut Steininger 2023 Merlot Rosé NÖ
15,9 Weingut Topf  2023 Rosé vom Zweigelt NÖ
15,8 Weingut Reiterer 2023 Schilcher Klassik WST
15,7 Weingut FJ Gritsch 2023 Kalmuck Pink Rosé WA
15,7 Weingut Christian Rainprecht 2023 Rosé Blaufränkisch BG
15,7 Weingut Familie Strehn 2023 Blaufränkisch Rosé MB
15,7 Weingut Ubl-Doschek 2023 Rosé Froschkönig Zweigelt Rosé NÖ
15,7 Herbstwein 2023 Schilcher Ried Höllberg WST
15,7 Weingut Familie Kleindienst  2023 Schilcher Klassik WST

 

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Christoph Lackner © Weingut Lackner
Lese von Blauer-Wildbacher-Trauben – hier in einem Weingarten des Weinguts Lackner. © Weingut Lackner
Michael Strohmeier © Christian Freydl
Das Weingut Peiserhof wird von der Familie Strohmeier geführt. © Christian Freydl
Pia Strehn © strehn.at
Aus dem brillant pinken Saft wird ein Top-Rosé vom Weingut Strehn. © Felix Werinos
Stefan Langmann genießt Schilcher und Sonne zur Lektüre. © Anna Stöcher
Christian Reiterer weiß regelmäßig mit seinen Lagen-Schilchern zu begeistern. © Facturypunkt
Frucht, Saft und Kraft: Georg Prieler begeistert mit Rosé aus Blaufränkisch. © wearegiving gmbh
v.l.: Sophie und Theresa sitzend vor Katharina, Christian und Isabella Friedrich. © Schilcherweingut Friedrich
Mathias Weber mit seinen Eltern Eduard und Susanne. © Weingut Weber
Renate und Reinhard Greilinger aus Schöngrabern gefielen mit einer Rosé Cuvée. © Lorant Buttinger
Familie Lassl aus Sigleß (v.l.): Herbert und Elisabeth Stefan und Andrea. © CreateJu
In allen Kategorien Top: Michael Moosbrugger vom Weingut Schloss Gobelsburg. © Weingut Schloss Gobelsburg
Erfolgreiche Schwestern: Kerstin und Nadine Schüller aus Pillersdorf. © Stefan Joham
Brigitta, Eva, Karl und Peter Steininger aus Langenlois. © Weingut Steininger
Hans, Maximilian und Hans-Peter Topf aus Straß. © Herbst
Franz-Josef Gritsch wusste mit Kalmuck Pink zu überzeugen. © Weingut FJ Gritsch
Helene und Hannah Doschek vom Weingut Ubl-Doschek in Kritzendorf. © Weingut Ubl-Doschek
© Facturypunkt