16 Jahre hat es gedauert, bis sich Michelin wieder einmal voll um Österreich gekümmert hat. Welche Ressentiments man auch immer gegen diesen Gourmetführer haben mag – sein touristischer Einfluss ist unbestreitbar. Das ist am Beispiel Asien einfach zu beweisen.

Wo hohe Gastronomie blüht, ist Weinkultur nicht weit, und daher ist dieses Comeback vermutlich eines der bedeutendsten Ereignisse für den österreichischen Wein der letzten fünf Jahre. Für asiatische Touristen und Märkte, in denen der Guide Michelin als heilige Schrift der Reiseplanung gilt (denn Essen ist hier wichtiger als Sehenswürdigkeiten), dürfte das weitreichende Folgen haben. Zurückgebracht nach Asien wird nämlich nicht nur die Erinnerung an köstlichen Tafelspitz, sondern auch die Liebe zu unseren edlen Tropfen.

Michelin leistet viel für Gastronomie und Wein

Michelin hat in Asien viel für Gastronomie und Weinkultur geleistet, wenngleich die Anfänge noch nicht lange zurückliegen. 2007 betrat Japan die Bühne, gefolgt von 2009 mit Hong Kong und Macau. Doch die letzten Jahre brachten eine wahre Michelin-Expansion mit sich: 2016 folgte Singapur, 2017 Shanghai und 2018 Bangkok.

Für Hong Kong war Michelin ein wegweisendes Ereignis. Die ersten Jahre hagelte es zwar Kritik von den Lokalen, vor allem für die Wahl der besten kantonesischen Küchen – wie konnte ein französischer Reifenhersteller sich anmaßen, über Dim Sum zu urteilen? Doch die Wirkung war unaufhaltsam: Die Sterne trugen zum Aufstieg der Wein- und Gourmetkultur bei. Als vormalige Top-Tourismusdestination wurde Hong Kong zum Multiplikator für die Region.

Bib Gourmand für Street Food

Singapur war dann das Paradebeispiel dafür, dass Michelin dazulernen kann. Statt nur auf weiße Tischdecken zu setzen, ehrte der Führer erstmals Hawker-Stalls - eine Art street food  in der Halle - mit Bib-Gourmand-Auszeichnungen. So wurde Michelin plötzlich Teil der Straßenkultur – und das mit Folgen. Selbst in den feineren Restaurants wie Labyrinth, das stolz eine Weinkarte mit chinesischem Bezug führt, wurden neue Brücken zwischen Wein und asiatischer Küche geschlagen. Und Singapurs traditionsreiche Peranakan-Küche fand mit dem Restaurant Candlenut ihren Platz in der Sternenwelt.

Besser als mancher Bordeaux und Burgunder

Egal, wohin Michelin kam, folgte auch die gute Weinkultur – und damit Exportchancen für Österreichs Winzer. Denn eines hat sich gezeigt: Dass unsere Grünen Veltliner und Rieslinge mit asiatischen Speisen eine bessere Liaison eingehen als so mancher Bordeaux oder Burgunder.

 

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