In der Champagne starten Winzer Versuche mit Minischweinen zur Unkrautbekämpfung im Weingarten. Kunekune heisst die Rasse, die auch in Österreich gehalten wird. Karin Seitz, Europa-Präsidentin der Züchter, kommt aus Niederösterreich.

Familie Seitz hält Kunekune-Schweine zur Bodenbearbeitung im hauseigenen Weingarten in der Thermenregion. © ORF

In der Champagne werden jetzt Schweine zur Unkrautbekämpfung in den Weinbergen getestet. Dazu wird die aus Neuseeland stammende Rasse Kunekune eingesetzt. Die kleinen Tiere haben eine schwache Nackenmuskulatur und können die Köpfe kaum heben. Dadurch erreichen sie die Trauben, Blätter und Äste der Rebstöcke nicht. Dafür fressen sie Kräuter und Unkräuter zwischen und unter den Rebzeilen und vertilgen außerdem das abgefallene Laub. Damit verringern sie das Risiko von Infektionen durch Schimmelpilzerreger, die sich auf dem Laub befinden.

Können keine Reben anknabbern, wühlen nicht im Boden

Wie jedes Schwein sind sie sehr neugierig und fressen gerne. Ihr eindeutiger Vorteil für die Haltung als Weideschweine: wegen ihrer kurzen Schnauze grasen sie nur und machen keine Wühlschäden. Auch in steilen Lagen können sich die kurzbeinigen Schweine gut bewegen. Sie werden jeweils in Parzellen eingesetzt, die je anch Größe gewechselt werden. Ein Elektrozaun ist dabei unerlässlich.

Die Kunekune-Schweine sind seit über drei Jahrhunderten als Freilandrasse in Neuseeland bekannt. Der Bestand war auf wenige Exemplare geschrumpft, mittlerweile gibt es auch in Österreich einige Züchter, die für den Erhalt der Rasse sorgen. In der westlichen Welt wusste man lange Zeit nichts von den Kunekune-Schweinen. Anfang der 1970er-Jahre wurden sie von zwei Briten in Neuseeland sozusagen wiederentdeckt, nur noch 18 Stück gab es. Ursprünglich wurden sie von den Maori, den Ureinwohnern Neuseelands, gehalten. Kunekune ist ein Wort der Maori-Sprache und bedeutet rund und fett.

Kunekune bedeutet in der Maori Sprache rund und fett

Kerstin Seitz, Tierärztin an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, deutet diese frühe große Nähe zum Menschen als Grund, warum die Kunekune-Schweine so zutraulich, freundlich und gutmütig sind. „Das ist eine der wenigen Schweinerassen, zu denen man jederzeit hingehen kann, also auch wenn die Sau gerade Ferkel hat. Die kommen eigentlich nie auf die Idee, dass sie jemanden angreifen, auch die Eber nicht“, erzählt die Kunekune-Züchterin Kerstin Seitz, die in Günselsdorf bei Baden (Niederösterreich) ihre Tiere hält. Seitz ist auch Obfrau des Europäischen Vereins zur Erhaltung von Kunekune-Schweinen.

Mittlerweile gilt die Rasse nicht mehr als bedroht, in vielen europäischen Ländern werden die Kunekune besonders gerne von Hobbyhaltern gehalten. Rassetypisch sind für Kunekune-Schweine neben dem kurzen Rüssel auch kurze Beine und zwei Troddeln unter dem Kinn. Diese werden PiriPiri genannt. Warum sie die haben, weiß niemand so genau.