Im Alter von 86 Jahren ist Manfried Welan verstorben. Als dreifach gewählter Rektor der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) war Welan ein Pionier des Önologiestudiums in Österreich.

Manfried Welan war dem Wein, dem Weinbau und der Weinbaupolitik in besonderer Weise verbunden. In dem autobiografischen Werk „Ein Diener der Zweiten Republik“ hat er diesem Bereich ein eigenes Kapitel gewidmet. Bereits in seiner Zeit als amtierender BOKU-Rektor hatte er sich in den 1970er- und 1980er-Jahren für die Etablierung eines eigenen Önologiestudiums an der BOKU eingesetzt. 

Erst später war die Zeit reif, es umzusetzen. Als zu Beginn des neuen Jahrtausends der österreichische Wein zu einem bis dahin nicht gekannten Höhenflug ansetzte, war Welan – er war damals noch als Ordentlicher Professor an der BOKU aktiv – sogleich zur Stelle, sein langjähriges Anliegen weiterzuverfolgen.

Gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftler und mittlerweile langjährigen VINARIA-Autor Johann Werfring, der seit dem Jahr 2000 im Rahmen einer Vorlesung an der BOKU das Fach Agrargeschichte vertritt, startete Manfried Welan im Jahr 2002 zwecks Beförderung des Weinstudiums die langjährige Vortragsreihe „BOKU-Weindialoge“. Es handelte sich dabei um ein neues Format des fachlichen Austausches, wobei Ergebnisse von Forschungen sowie aus der weinbaulichen Praxis vorgestellt wurden.

Während sich Werfring um die fachliche Ausrichtung und Organisation der Veranstaltungen kümmerte, begleitete Welan diese als Moderator sowie Kommentator im Rundfunk und in Zeitungen. Parallel zu den als Vorstufe zum Studium konzipierten „BOKU-Weindialogen“ lancierte er dessen Zustandekommen im Zusammenwirken mit dem damals amtierenden Rektor Leopold März.

Ab dem Wintersemester 2004/05 gab es an der Universität für Bodenkultur Wien das neue Studium „Önologie und Weinmarketing“. Das BOKU-Weinstudium sollte auch für neue EU-Beitrittsländer attraktiv werden und sein „altes Ziel eines grünen Verbundes in neuer Gestalt realisieren“, wie Welan in dem erwähnten autobiografischen Werk mitteilte. Am 4. Oktober 2004 erfolgte an der BOKU die Auftaktveranstaltung anlässlich der Einführung des neuen Bakkalaureatstudiums.

 Im Jahr darauf wurde Astrid Forneck als neue „Weinprofessorin“ der BOKU bestellt. Im Jahr 2005 feierte Welan – und dies ist durchaus bezeichnend für seine Vinophilie – seine Emeritierung als Ordentlicher BOKU-Professor gemeinsam mit dem Einstand von Forneck als fachliche Vertreterin der Önologie. 

Später wurde das Bakkalaureatstudium von dem gemeinsam von der Universität für Bodenkultur Wien mit der Hochschule Geisenheim angebotenen Masterstudium „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“ abgelöst. Dass die Önologie in Österreich erstmals institutionell auf akademisches Niveau gehoben wurde, ist der Initiative und den langjährigen Bemühungen Manfried Welans zu verdanken.