Er ging als einer der ersten Österreicher – und einer der ersten Europäer -  nach China, um dort Wein zu machen, ausgezeichneten Wein. Laurenz Maria Moser (Laurenz V.) ist Mastermind hinter den Weinen und Erfolgen von Château Changyu Moser XV aus der Region Ningxia.

Gäbe es für die Welt des guten Weins eine Aufnahmeprüfung, würde China gut abschneiden. Was die historischen Wurzeln betrifft, reicht die Weinherstellung des Landes mehr als 4.000 Jahre zurück. Wenn es auf die Größe ankommt, verfügt China über 800.000 Hektar Rebfläche und ist damit flächenmäßig der drittgrößte Weinproduzent der Welt. Dennoch zählt das Land kaum zu den internationalen Top-Größen der Weinwelt. Warum aber ist der Wein-Fußabdruck des Reiches der Mitte immer noch so klein?

Das Problem Chinas ist laut dem österreichischen Winzer Laurenz Maria Moser (Laurenz V.) die Fokussierung auf den heimischen, den chinesischen Markt. „Sie können alles zu Hause trinken - und das tun sie auch.“ Moser steht seit etlichen Jahren als Weinverantwortlicher beim größten chinesischen Weinproduzenten Changyu auf der Paylist, leitet gemeinsame Projekte mit dem Fokus der Internationalisierung. Sein Ziel: die Wahrnehmung von chinesischem Wein in den Augen der Verbraucher zu verändern.

Laut OIV-Daten (Organisation für Rebe und Wein) ist China der zwölftgrößte Weinproduzent weltweit, belegt aber bei den Exporten nur den 54. Platz. Moser, ein Mitglied der legendären österreichischen Winzerfamilie in der 15. Generation, versucht, das Ruder herumzureißen.

Der Export in andere Länder bedeutet nicht nur Anerkennung im Ausland. „Die Anerkennung am (chinesischen) Inlandsmarkt muss aus Übersee kommen“, sagt Laurenz Maria Moser: „Je größer die globale Präsenz, um so leichter kann man Images für die Konsumenten am Inlandsmarkt aufbauen“. Die Metapher vom Propheten im eigene Land.

Seit 2005 ist Moser in Chinas Weingeschäft aktiv. 2013 kam der Wendepunkt: Am 18. August 2013 wurde Chateau Changyu Moser XV offiziell eröffnet. Nachdem für den Bau umgerechnet 70 Millionen Euro ausgegeben wurden, wurde Moser nun mit der Weinherstellung in der chinesischen Region Ningxia beauftragt. Mit stolz blickt er zurück: „Wann bekommt man als Österreicher die Chance, die chinesische Weinindustrie von oben her mitzugestalten?“

Moser ist nicht der erste Europäer, der in China Premiumwein herstellt, und so wie es aussieht, wird er sicherlich auch nicht der letzte sein. Auch französische Châteaus sind große Player. Ao Yun, der chinesische Wein des weltgrößten Luxuskonzerns LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy), wird derzeit auf der wichtigsten Börse La Place de Bordeaux verkauft. Long Dai wiederum ist die Antwort von Domaines de Barons de Rothschild auf einen chinesischen Lafite.

Diese französische Unternehmen mit ihren großen Namen in der globalen Weinwelt tragen dazu bei, den internationalen Ruf Chinas als Weinland zu stärken: „Endlich sehen wir mehr Exporteure. Bis vor Kurzem waren es nur Ao Yun und Changyu Moser. Aktuell gibt es 15 Top-Weingüter, die zum jetzigen Zeitpunkt exportieren können, aber diese 15 sind wirklich einen Blick wert.“

Doch Moser glaubt, einen Vorteil gegenüber seinen europäischen Nachbarn zu haben. „Die Franzosen machen überall französische Weine“. Eine Linie, die im krassen Gegensatz zu Mosers eigener Strategie steht. „Die Hauptbotschaft, die ich zu vermitteln versuche, ist sicherzustellen, dass wir nicht irgendeinen Stil aus der ganzen Welt kopieren.“

Ningxia liegt in Zentralwestchina am Rande der Wüste Gobi und wird vom Gelben Fluss gespeist, der auf dem tibetischen Plateau entspringt. Die Weinberge von Changyu, die überwiegend mit Cabernet Sauvignon bepflanzt sind, liegen auf 1.100 Metern Seehöhe, mit mehr als 3.000 Sonnenstunden, um die Hälfte mehr als Bordeaux. „Ich kenne keine andere Weinregion, die ein so besonderes Klima hat“, begeistert sich Laurenz Maria Moser. Unter diesen Bedingungen angebaute Cabernet Sauvignon-Reben etwa bringen die kleinsten Beeren hervor, die Moser je gesehen hat.

Mosers Motivation besteht darin, Menschen dabei zu helfen, chinesische Weine zu entdecken und sie dann zu überraschen: „Niemand würde denken, dass China Spitzenweine produziert. Die breite Öffentlichkeit hat keine Ahnung, dass China überhaupt Wein produziert, und bevor ich nach China ging, hatte ich auch keine Ahnung.“

„Wir arroganten Europäer schauen manchmal auf Menschen herab, die wir nicht so gut kennen. Aber tatsächlich können wir viel Weisheit von China lernen. Und das ist es, was mich antreibt. Deshalb gehe ich immer wieder mit großer Freude dorthin“, sagt er. Langfristig will Moser Changyu zu einem „Klassiker aus China“ machen – ein Ziel, das er in den nächsten fünf, sechs Jahren erreichen möchte.

Quelle & Interview: The Drinks Business, Eloise Feilden

Laurenz Maria Moser ist auch in Österreich und in Ungarn aktiv, vor allem mit Kooperationsprojekten mit internationaler Ausrichtung. Ist es in Ungarn ein Projekt rund um trocken ausgebauten Furmint, so macht er in Österreich unter anderem einen speziellen Grünen Veltliner zusammen mit dem Traisentaler Spitzenwinzer Markus Huber („LenzMark“). Das Joint-Venture möchte nicht weniger als dem Bild des Grünen Veltliners in der ganzen Welt seinen Stempel aufzudrücken.