Die Fotos muten an wie jene, die zuletzt von den Vulkanausbrüchen auf Island und Indonesien um die Welt gingen. Es sind aber Aufnahmen aus der Wachau, aus der Weingegend um Spitz, wo am vergangenen Wochenende Spätfrost den großflächigen Einsatz von Bodenkerzen nötig machte.

Bis zu 6.000 Euro pro Hektar kostet ein Einsatz mit Frostkerzen, dazu kommt mühevolle Nachtarbeit. © Franz-Josef Gritsch

Die Winzer in der oberen Wachau rund um das Städtchen Spitz und hinein in den Spitzer Graben, wo die Weinberge über 500 Meter Seehöhe erreichen und bis an die kühle Waldgrenze des Waldviertels heranreichen, hatten sich Großteils gut vorbereitet auf den Frost. So auch Topwinzer Franz-Josef Gritsch vom Mauritushof in Spitz, der für Vinaria den massiven Einsatz der Frostkerzen dokumentierte. So eindrucksvoll die Bildmotive dann auch waren, so viel Arbeit steckte dahinter; es galt, keine Zeit zu verlieren.

Minus 3,5 Grad lassen Jungreben keine Chance

Im Spitzer Graben erreichten die Temperaturen minus 3,5 Grad Celsius, zu tief für die zarten Jungreben, die maximal minus 1,5 bis minus 2 Grad wegstecken können. Mit Hilfe der Frostkerzen aus Paraffinwachs gelang es den Winzern, die Temperaturen bei den Reben um gut 2 Grad zu heben und damit die Schmerzgrenze der Rebanlagen zu erreichen. 300 bis 400 solcher Frostkerzen sind nötig, um die Wirkung in einem Hektar Weinberg zu erzeugen. Ein teures Unterfangen, das sich nur für Anlagen lohnt, aus denen hochwertige Weine gewonnen werden. „Mit fünf- bis sechstausend Euro pro Hektar muss man bei so einem Einsatz kalkulieren“, rechnet Franz-Josef Gritsch vor. Je mehr Winzer mitmachen, um so erfolgreicher ist das Unterfangen in den jeweiligen Rieden oder Tälern. Relative Windstille vorausgesetzt.

Einsatz kostet bis zu 6.000 Euro pro Hektar

Durch den historisch warmen März ist die Vegetation in den Weingärten um bis zu drei Wochen voraus gegenüber dem langjährigen Durchschnitt. Die Triebe sind für die Jahreszeit viel zu lang. Schon die früheste Marillenblüte seit Jahrzehnten Mitte März in der Wachau war ein Vorbote der Entwicklung. Auch am Wagram, im Weinviertel und im Burgenland blühten die Marillenbäume viel früher als sonst und in deren Gefolge auch Mandel- und Kirschenbäume.

Durch die kalte Witterung, die Mitte April einsetzte, wuchs die Gefahr von Spätfrost in Form von Polar-, Morgen- und Bodenfrost in nahezu allen österreichischen Weinbaugebieten. Auch Christian Reinisch vom Johanneshof in Tattendorf (Thermenregion) „munitionierte“ ganze Batterien an Frostkerzen auf, hielt diese am Wochenende vom 20. und 21. April 2024 in Alarmbereitschaft. Reinisch kann seine Reben zum Schutz vor Frost großflächig mit Wasser besprühen, um durch die folgende Vereisung die jungen Triebe zu schützen. Die sind aber mittlerweile so lang, dass sie das Gewicht des Eises nicht mehr tragen können und abbrechen würden.

Ob die tiefen Temperaturen der vergangenen Tage schon die sogenannten „Eismänner“ waren, die laut Kalender Mitte Mai rund um den Muttertag anstehen, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Möglich wäre es schon und würde der Vorverschiebung der Vegetationsentwicklung entsprechen.

Bis zu 400 Bodenkerzen aus Paraffinwachs sind nötig, um einen Hektar in Rebennähe um 2 Grad zu erwärmen. © Franz-Josef Gritsch
Bizarres Schauspiel im Spitzer Graben im Kampf gegen den Frost rund um den 20. April 2024. © Franz-Josef Gritsch
„Der Weingarten brennt!“ – Zum Glück nicht, es sind nur die Frostkerzen, die in Kleinarbeit ausgebracht wurden. © Franz-Josef Gritsch
© Franz-Josef Gritsch
© Franz-Josef Gritsch
© Franz-Josef Gritsch