Mit zwei erfolgreichen Präsentationen in der Wiener Hofburg und in Linz sind Burgenlands Winzer ins neue Weinjahr gestartet. Vor dem Hintergrund sinkender Absätze und überquellender Lager, aber mit dem festen Willen, die Herkunft Burgenland bei den Weinen massiv zu stärken.

Andreas Liegenfeld, Obmann Regionales Weinkomitee Burgenland; Matthias Siess, Ehrenobmann Wein Burgenland; Christian Zechmeister, Geschäftsführer Wein Burgenland (von links). © Wein Burgenland, Maria Hollunder

Das laufende Jahr soll dazu entscheidende Weichenstellungen ermöglichen. Die aktuelle Situation am Weinmarkt stellt sich – generell, nicht nur für das Burgenland – so dar: Laut dem vor kurzem veröffentlichen ProWein Business Report, dem eine von der Fachhochschule Geisenheim (Deutschland) durchgeführte Umfrage zugrunde liegt, zeigt sich klar, dass stark steigende Kosten und sinkende Kaufkraft der privaten Haushalte die Rentabilität der Weinbranche stark belasten.

Sinkender Weinabsatz, übervolle Lager

Das geringere verfügbare Einkommen ist Hauptgrund für rückläufigen Weinabsatz; Wellness-Trends senken generell den Konsum alkoholischer Getränke. Der Handel berichtet von einer starken Verschiebung hin zum Basissegment. Premiumweine und das mittlere Weinsegment haben demnach teils stark verloren, der Trend wird sich fortsetzen.

Am Weinbestand (Quelle Statistik Austria) ist der aktuelle Druck klar erkennen. Österreichs Lagerbestand in den Jahren 2018 bis 2022 lag durchschnittlich bei 2,879 Mio Hektoliter. Mitte 2023 waren die Lager schon mit 3,044 Mio Hektoliter Wein gefüllt. Betrachtet man einzig das Burgenland, so betrug der Weinbestand aktuell 0,789 Mio Hektoliter (davon 0,223 Mio Liter Weißwein und 0,567 Mio Liter Rotwein).

„Marmelade war gestern, jetzt geht’s ums Butterbrot“

„Die gesamte Weinwirtschaft erlebt eine extreme Konjunkturdelle. Wir sind zwar überraschend gut durch Corona gekommen, danach haben aber verschiedene Einflüsse die Situation dramatisch verschärft. 2024 wird ein schwieriges Jahr werden, weil uns die Abnahmemengen in der Gastronomie fehlen,“ so Andreas Liegenfeld, Obmann Regionales Weinkomitee Burgenland, der auch klarstellt: „Wir haben uns lange genug mit der Marmelade beschäftigt, jetzt geht es ums Butterbrot!“

Herkunft Burgenland: Klarheit für Konsumenten

Das Regionale Weinkomitee Burgenland und die Wein Burgenland haben sich daher zum Ziel gesetzt, die Herkunft Burgenland noch stärker auf nationalen und internationalen Weinmärkten zu positionieren. Im laufenden Strategieprozesses soll eine klare Struktur für alle Weinstile des Burgenlandes definiert werden: vom klassischen Sortenwein über die profilierten Weine mit spezifischer Herkunftsangabe (DAC) bis hin zu den großen Cuvées und Lagenweinen. Für Konsumenten sollen dies klare und einfache Botschaften unter der Dachmarke Burgenland sein.

Eine Stärkung der Herkunft Burgenland rückt zwangsläufig die DAC Herkünfte in den Hintergrund. Diese funktionieren gut mit Leithaberg DAC (positioniert im gehobenen Segment) und Eisenberg DAC (klar fokussiert), haben bei Neusiedlersee DAC noch Potenzial und gestalten sich bei Mittelburgenland DAC rückläufig.

Striktes Nein zur Lagenklassifizierung

Im vergangenen Jahr wurde die gesetzliche Basis für eine etwaige Lagenklassifizierung beschlossen. Im Gegensatz zu einigen Weinbaugebieten in Österreich lehnt die Weinwirtschaft im Burgenland eine Klassifizierung der Lagen strikt ab. Ein einstimmiger Beschluss im Regionalem Weinkomitee Burgenland untermauert diese klare Position.