Vor vier Jahrzehnten wurde die Vinea Wachau gegründet. Die Wachau sollte danach innerhalb weniger Jahre zum bekanntesten und renommiertesten Weinbaugebiet Österreichs werden und rasch zu einer der wertigsten Appellationen der Welt aufsteigen. In Schloss Spitz wurde darauf kräftig angestoßen.

Mit viel Drive in die Zukunft und die nächsten 40 Jahre startet die Vinea Wachau. © Vinea Wachau, Pamela Schmatz

Konkret wurde die Vinea Wachau am 17. August 1983 gegründet. Heute sind knapp 200 Weingüter Mitglied bei der Vinea Wachau, etwa 90 Prozent aller Winzer des Gebiets. Bei der Gründung 1983 waren es 24 Weinbaubetriebe. Gemeinsam bewirtschaften sie mehr als 1000 Hektar Weingärten, davon rund 35 Prozent in Steillagen. Vielleicht waren sich die Gründerväter Wilhelm Schwengler, Josef Jamek, Franz Hirtzberger und Franz Prager gar nicht über die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst. Der weltweite Erfolg des Weinbaugebiets Wachau war sicher viel mehr, als sie sich erhoffen konnten.

Weinbau in der Wachau stand an der Kippe

Die Ausgangssituation war damals alles andere als rosig: In den Nachkriegsjahren hatte in weiten Teilen Österreichs die maschinelle Bearbeitung der Weinberge Einzug gehalten, die Weingüter nützten die Rationalisierung der Arbeitszeit, um mehr Flächen auszupflanzen. Die Produktion stieg von Jahr zu Jahr, die Vermarktung konnte damit nicht Schritt halten. Die Lager wurden voller und voller.

Im engen Donautal der Wachau ließen steile Lagen, schmale Terrassen und kleinstrukturierte Betriebe den maschinellen Einsatz in den meisten Bereichen nicht zu. Die Produktion war arbeitsintensiv und kostspielig, und für viele Konsumenten war der Preisunterschied zu Weinen aus ebenen Gebieten nicht verständlich. Gerade für die große Zahl an kleinen Betrieben der Wachau standen die mühsame Arbeit und der geringe Ertrag in einem schwierigen Verhältnis und es drohte die Gefahr, dass sich Familien die Bearbeitung ihrer Terrassen einfach nicht mehr leisten konnten. Der Weinbau in der Wachau war in seiner Existenz bedroht.

Trockenmauern als einzigartige Kulturlandschaft

Um die Pflege und den Erhalt der Trockensteinmauern - und damit der einzigartigen Kulturlandschaft Wachau – zu sichern war ein Fortbestand einer florierenden Weinwirtschaft unabdingbar. Um kleinen und größeren Erzeugern in der Wachau ein gutes Einkommen zu sichern, die Pflege der Terrassen zu gewährleisten und insgesamt den Fortbestand einer florierenden Weinwirtschaft in der Wachau zu garantieren, waren essenzielle Entscheidungen zu treffen. Mit der Gründung des Gebietsschutzverbandes „Vinea Wachau Nobilis Districtus“ wurde die Basis für die Entwicklung des Weinbaugebiets geschaffen, auf deren Idealen bis heute die Geschichte der Wachau geschrieben wird.

Schutz der Herkunft kompromisslos realisiert

Der Herkunftsgedanke wird in der Wachau seit 1983 in besonders kompromissloser Form realisiert: Mitgliedsbetriebe der Vinea Wachau müssen ihren Betriebssitz in der Wachau haben, bewirtschaften fast ausschließlich in der Wachau (nur anschließende Katastralgemeinden sind davon ausgenommen) und verzichten gänzlich darauf, Trauben aus anderen Gebieten zuzukaufen.

Bereits ab 1984 begann man in der Wachau, die Weine in 3 Reifekategorien einzustufen, um den Wachauer Weinstil bestmöglich verständlich und nachvollziehbar zu machen: Steinfeder, Federspiel, Smaragd waren geboren. Die Begriffe sind ausschließlich Weinen aus der Wachau vorbehalten, die Weine sind unaufgebessert, ohne Holzton ausgebaut und jedenfalls trocken.

Weltbekannt: Steinfeder, Federspiel, Smaragd

Als in den späten 1980er Jahren, als Reaktion auf die aufgebesserten und üppigen Weine, eine Mode der Leichtweine Einzug hielt, hatte sich die Wachau mit dem Aufbesserungsverbot bereits bestens in Position gebracht. Der „Steinfeder“-Boom erfasste nicht nur ganz Österreich, sondern auch weit über dessen Grenzen hinaus und legte den Grundstein für die neue Popularität der Betriebe.

Dieser Erfolg ist dem gesamten Gebiet zugute gekommen, denn in der Vinea Wachau sind von kleinen Nebenerwerbsbetrieben, über regional verankerte Heurigenwirte, bis hin zu exportorientierten größeren Weingütern und der Domäne Wachau alle Betriebsgrößen vertreten. Die Kategorie „Smaragd“, die für Komplexität und Langlebigkeit steht, wurde in den 1990er Jahren zum Inbegriff der wertigsten Weißweine Österreichs.

Emmerich Knoll jun., Obmann der Vinea Wachau, ist überzeugt: „Die Wachau lebt davon, dass eine Vielzahl kleiner Weingüter den Terassenweinbau weiterkultivieren. Für unsere Landschaft wäre es fatal, würden die Terrassen nicht mehr bewirtschaftet, und diese Arbeit lässt sich nur in einer gemeinschaftlichen Anstrengung bewerkstelligen. Die Wertschätzung für Handwerk, für Qualität, das Denken in Generationen und der Gemeinschaftssinn sind die Triebfedern für unsere Vereinigung.“

Nachhaltiges Wirtschaften ab 2023 verpflichtend

Um den Weinbau der Wachau auch bei sich verändernden Umweltbedingungen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, macht es sich die Vinea Wachau zur Aufgabe, große Nachhaltigkeitsprojekte anzugehen. So wird hier flächendeckend auf die Verwirrmethode gegen den Traubenwickler gesetzt, es gibt eine Forschungsarbeit zur Unterstockbegrünung mit regionalen Pflanzen gegen Erosion und es werden Vorträge aller Art für die Mitglieder organisiert. Neu und derzeit einzigartig in Österreich ist das Bekenntnis zur nachhaltigen Wirtschaftsweise (Zertifikat: Nachhaltig Austria). Ab dem Jahrgang 2023 ist diese für alle Betriebe, die die Marken Steinfeder, Federspiel oder Smaragd nutzen, verpflichtend umzusetzen. Einige Details dazu harren noch der finalen Entscheidung durch den Vorstand der Vinea Wachau.