Mehr als die Hälfte aller Winzer in Bordeaux verdient weniger als den in Frankreich gesetzlichen Mindestlohn von 1.700 Euro brutto pro Monat. Etwa ein Drittel vor allem kleinerer Winzer gaben an, gar kein Einkommen aus dem Weinbau zu haben, sondern einen Verlust.

Das hat eine Erhebung der regionalen Landwirtschaftskammer für das Jahr 2021 gezeigt. Betroffen ist die gesamte Landwirtschaft der Bordeaux Region, von der Weinbau rund 80 Prozent ausmacht. 34 Prozent der Landwirte gaben sogar an, ein negatives Einkommen zu haben, um elf Prozent mehr als bei der Erhebung davon im Jahr 2018.

Für die einfacheren Weine aus dem Bordelais abseits der großen Namen und Etiketten ist der Absatz ein veritables Problem. Diese Winzerschicht hat vor allem mit dem Rückgang der Weinverkäufe in französischen Supermärkten zu kämpfen, also bei Billigweinen. Jüngste Zahlen französischer Supermärkte zeigen, dass der Verkauf von Weißweinen aus Bordeaux innerhalb von drei Jahren um drei Prozent gestiegen ist, während Roséweine um sechs Prozent und Rotweine um 15 Prozent weniger verkauft wurden. Der Gesamtumsatz in diesem wichtigen Absatzkanal ging um neun Prozent zurück.

Nach den Protestaktionen von Bordeaux-Winzern im Dezember, die Pläne zur Sanierung der Branche sowie Rodungs- und Umstellungsprämien forderten, wurde eine großangelegte Umfrage gestartet. Sie soll die Zahl der Weinbautreibenden ermitteln, die ihre Tätigkeit aufgeben, ihre Rebfläche reduzieren wollen oder eine landwirtschaftliche Umstellung anstreben.

Laut dem Verband CIVB (Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux) hat das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verschiedene Ursachen, die in den vergangenen Jahren schlagend wurden: Corona, die Strafzölle unter US-Präsident Donald Trump, die teilweise noch immer gelten, wenn auch abgemildert; dazu der Handelsstreit mit China, der Krieg in der Ukraine (mit folgendem Zusammenbruch das Absatzes in Russland) und der erwähnte Verkaufsrückgang im französischen Inlandsmarkt.

Quelle: CIVB